Monat: September 2015

„Dezemberfieber“ ist da!

Einband

Die Post lässt sich ja gerne mal etwas Zeit: Auf meine gestrige Lieferung habe ich zum Beispiel mein halbes Leben gewartet! Doch nachdem ich beinahe versucht war, unseren Postboten zu stalken und ab dem gefühlt siebenundzwanzigsten Gang zum Briefkasten bereits mit dem Gedanken spielte, ihn mit einer Alarmanlage oder (weil billiger) einer Mausefalle zu bestücken, durfte ich ihn am Mittag endlich in den Händen halten: meinen Debütroman Dezemberfieber.

Ein zunächst eigenartiges Gefühl. Aber eines, das mit jeder Stunde schöner wurde. Hatte ich anfangs noch Angst, irgendwo auf peinliche oder ärgerliche Fehler zu stoßen, kann ich mich inzwischen sehr darüber freuen, was für ein schönes Buch der Verlag duotincta und dessen Gestalterin Nadine Tsalawasilis aus meinem Manuskript gemacht haben!

Bestellen könnt ihr Dezemberfieber überall im lokalen Buchhandel oder online, z.B. hier. Natürlich erscheint mein Roman auch digital: Das e-Book veröffentlicht duotincta voraussichtlich Ende September. Und obwohl es wahrscheinlich noch ein 1-2 Wochen dauert, bis alles richtig ins Rollen gekommen ist und das Buch schnell geliefert werden kann, darf es bereits in der nächsten Woche über den Ladentisch gehen – zum Beispiel auf meiner Lesung im Café LIVRES in Essen, die ich der freundlichen Einladung von Das Debüt zu verdanken habe. Trotz stündlich steigender Nervosität – immerhin ist es meine Premierenlesung als Romanautor – freue ich mich schon sehr auf den Abend!

lieferungDas fertige Buch nach so vielen Jahren Arbeit neben mir liegen zu sehen ist ein besonderes, wenn auch noch ein wenig unwirkliches Gefühl – umso mehr der Gedanke daran, dass es nun endlich von (hoffentlich vielen) Menschen gelesen werden kann. Wer etwas über die Entstehungsgeschichte von Dezemberfieber erfahren möchte, kann hier ein Interview nachlesen, das ich bereits vor einigen Jahren einem (inzwischen leider stillgelegten) Blog gegeben habe; damals hielt ich meine Arbeit an dem Manuskript für beinahe abgeschlossen – es folgten jedoch einige teils sehr frustrierende Jahre, die Dezemberfieber noch zum Reifen brauchte. Erst mit dem nötigen Abstand zum Text konnte ich eine Fassung schreiben, mit der ich rundum zufrieden war.

Aber jetzt ist das Buch da, fast dreißig Jahre, nachdem ich meiner Grundschullehrerin erzählte, ich wolle einmal Romanautor werden. Und eigentlich geht es jetzt erst richtig los…


PS: Leider fehlt mir aufgrund des Romans und einiger anderer Projekte, von denen hier noch die Rede sein wird, momentan ein bisschen die Zeit fürs Bloggen. Aber ich gelobe Besserung!

PPS: Meine Quellen haben mir ein Video zugespielt, das den Moment zeigt, in dem mein Roman ins Amazon-Lager einsortiert wird: (mehr …)

Haltung zeigen, die Zweite. Eine Polemik.

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Was ist bloß aus dem Sommermärchen geworden? Im Jahr 2006 flitzte David Odonkor noch über den Fußballplatz, während sich Deutschland – fröhlich wimpelschwenkend – als weltoffenes und sympathisches Land präsentieren durfte, das sich sogar über einen dritten Platz freuen kann. Neun Jahre später muss sich Odonkor bei Big Brother im Keller behaupten. Und in Deutschland brennen wieder Flüchtlingsheime.

Eigentlich wollte ich nach meiner langen Sommerpause ja lieber etwas über Bücher schreiben – aber solange sie hierzulande nicht wieder verbrannt werden, besteht da als Literaturblogger (noch) keine Eile. Stattdessen ist es mir ein dringendes Bedürfnis, aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation abermals ein Thema aufzugreifen, mit dem ich mich bereits Anfang des Jahres anlässlich der Pegida-Bewegung auseinandergesetzt habe: Haltung zeigenWas in Heidenau und anderswo geschah, ist trauriger Höhepunkt einer Entwicklung, die sich seit Jahren abzeichnet; das gefährliche Spiel der AfD mit dem Stimmenfang am rechten Rand, die Märsche „besorgter Bürger“ in Dresden & Co. sowie die Pauschalablehnung etablierter Parteien und Medienorgane sind nur die auffälligsten Symptome einer erschreckenden gesellschaftlichen Entwicklung. Immer öfter entlädt sich die tiefsitzende Frustration einer lautstarken Minderheit in rechten Parolen (in mitunter bürgerlichem Gewand) und Gewalt. 

Ein Algorithmus der Verblendung

Eine Teilschuld daran trägt – und das behaupte ich nicht nur, weil ich mich auf den neuen Franzen vorbereiten will – ausgerechnet das demokratischste Medium von allen: das Internet. Was früher unter vorgehaltener Hand am Stammtisch propagiert wurde, findet heute nicht nur via Troll-Express seinen Weg in die Kommentarspalten von Presseartikeln, sondern dank Facebook & Co. auch eine breite Öffentlichkeit. Rechte Idioten haben schon früher in der Regel keine Zeitung gelesen; gefährlicher sind heute dagegen diejenigen, die auf die Lügenpresse schimpfen und sich ihre fertige Meinung stattdessen von vermeintlich unabhängigen Medien bestätigen lassen. Anstatt ihr Denken in Frage zu stellen, schustern sie sich in Sozialen Netzwerken und Onlineforen tendenziöse und teils verschwörungstheoretische Artikel zu, mit denen sie sich gegenseitig ihr Weltbild legitimieren. Gefährlich ist dabei vor allem das immer stärker ausgeprägte Sendungsbewusstsein: Aus Das wird man doch noch sagen dürfen! ist inzwischen längst ein Das muss endlich mal gesagt werden! geworden.

Fängt man an, sich in diese Kreise einzulesen, findet man innerhalb kürzester Zeit Gruppen, die jede noch so krude Theorie propagieren – fast fühlt man sich an einen Amazon-Algorithmus erinnert: Ihnen gefiel Pegida? Dann missfällt Ihnen bestimmt auch die Tatsache, dass Deutschland kein souveräner Staat, sondern bloß eine GmbH ist! Kunden, die sich nach „9/11-Verschwörung“ umgesehen haben, interessierten sich auch für „Ausschwitz-Lüge“ und den neuesten Aufsatz von Eva Herman. Es ist ein Algorithmus der Verblendung: Wer glaubt, dass die Flüchtlinge in einem groß angelegten Plan unsere christliche Wertegemeinschaft unterwandern wollen, der hält vielleicht auch Wladimir Putin für einen lupenreinen Demokraten oder Barack Hussein Obama für einen kriegstreiberischen Undercover-Moslem mit gefälschtem Pass. Natürlich werfe ich hier polemisch die unterschiedlichsten Themen und Verirrungen in einen Topf – aber sie alle spiegeln ein Stimmungsbild, eine Frustration wider, die die Ereignisse der letzten Wochen überhaupt erst möglich gemacht haben. (mehr …)