Impressionen vom Prosanova 2017

IMG_9695bSechs Jahre ist es jetzt her, dass ich als Finalist des Literaturwettbewerbs zum Prosanova Festival eingeladen wurde: mein erster „richtiger“ Auftritt als Autor. Und gerade mal meine dritte Lesung. Deshalb hatte ich zwar ein paar durch und durch großartige Tage in Hildesheim – aber auch permanent die Hose voll. In diesem Jahr konnte ich die Atmosphäre zumindest für einen halben, viel zu kurzen Tag ganz entspannt auf mich wirken lassen.

Fand das Literaturfestival 2011 noch in einer aufgegebenen Kaserne statt, waren es diesmal vier große Industriehallen, darunter ein leerstehender Aldi, in denen das #pn17 mit viel Liebe zum Detail und kreativen Ideen zum Leben erweckt wurde. Genau wie vor sechs Jahren ist es den Organisatoren, zusammengesetzt aus dem Herausgeberteam der BELLA triste und Studierenden der Universtät Hildesheim, gelungen, das Festivalgelände zu etwas Besonderem zu machen. Vor allem die Eisenhalle und die Freifläche unter den Stahlträgern eines ehemaligen Gebäudes luden zum Verweilen ein – manchmal fast zu sehr. Dank des guten Wetters und so einiger bekannter Gesichter lief man stets Gefahr, sich zu verquatschen und deshalb Veranstaltungen zu verpassen.

Ohnehin hatte ich, da ich erst Samstagmittag ankam, leider viel zu wenig Zeit fürs Programm, das sich 2017 mit Fragen nach „MATERIAL, PROZESS und PROTOKOLLE“ auseinandersetzte. Vor sechs Jahren ware es noch darum gegangen, das enge Format „Lesung“ aufzubrechen und dabei Neues auszuprobieren, Grenzen auszuloten. Da konnte es schon einmal passieren, dass ein echtes Pferd in eine Lesung platzte. Einige Experimente damals waren spannend, andere wirkten manchmal etwas bemüht. Eines waren die Lesungen jedoch immer: überraschend. Diesmal machte das Programm einen weniger verspielten, erwachseneren Eindruck auf mich. Während Hildesheimer AutorInnen 2011 noch eine recht große Rolle gespielt hatten, lag der Fokus der fünften Ausgabe des Festivals stärker auf bekannte Namen. Von dem Wenigen, das ich sehen konnte, schien mir der Spagat zwischen unterhaltsameren und informativen Veranstaltungen jedoch gelungen. Am späten Nachmittag eilte ich etwa von Die weite weite Sofalandschaft [Teil 2], einer verschrobenen und sehr komischen szenischen Lesung von Malte Abraham und Svenja Viola Bungarten, zu einer Gesprächsrunde über den Trend zu autobiografischen Stoffen in der Literatur. In Trendscout: Autofiktion sprachen Anke Stelling und Fatma Aydemir mit Simon Roloff über das Verhältnis von Leben, Aufzeichnung und Literatur. Ein spannendes Thema angesichts des Erfolgs von Autoren wie Knausgård oder, hierzulande, Thomas Melle oder Arno Frank; allerdings wäre die Diskussion mit einem zusätzlichen Gesprächsteilnehmer, der – anders als Stelling und Aydemir – tatsächlich autobiografisch schreibt, vielleicht noch aufschlussreicher gewesen.

Wie immer bestand das Festival aber nicht nur aus literarischen Veranstaltungen. Am späten Abend überzeugten OTIS FOULIE bei ihrem Konzert mit einem Sound irgendwo zwischen The XX und Portishead; verstolperte Beats und verstörende Abgründe, immer wieder aber auch Momente erhabener Schönheit – dieses Duo sollte man sich merken. Und während im ehemaligen Aldi bis spät in die Nacht weitergefeiert wurde, endete das Prosanova 2017 für mich, biertrinkend im Liegestuhl auf dem Außengelände, mit zwei Erkenntnissen: Ein Tag auf dem Festival war zu kurz. Drei Jahre Wartezeit bis zum nächsten sind dagegen definitiv zu lang.


Auf Schöne Seiten hat Caterina Kirsten die Atmosphäre des Festivals – gerade auch für diejenigen, die das Prosanova nicht kennen – gut eingefangen. Dass sie uns beim Tanzen „lässige Moves“ bescheinigt, ist allerdings nur die halbe Wahrheit – in meinem Fall waren’s ganz klar #fakemoves! 😉 Eine umfangreiche und sicher im Laufe der kommenden Tage noch weitergeführte Presseschau hat Stefan Mesch nebst Fotos auf seinem Blog veröffentlicht. Einen guten Überblick über das Programm findet man im Rückblick bei LITAFFIN, einen informativen Text über die Gedanken dahinter auf Textmagazin. Auch Poesierausch hat das Prosanova besucht. Und last but not least geht es hier entlang für Fotos vom Prosanova 2011.

9 Kommentare

  1. Hallo Frank.
    Ich habe deine Impressionen sehr gerne gelesen und angesehen. Bei mir war Samstag tatsächlich der einzige Tag an dem ich nicht beim Festival dabei sein konnte und fand es umso schöner hier deine Eindrücke zu lesen! Wie du das Programm beschreibst – wenig verspielt und erwachsen- finde ich sehr treffend. Mir hat es wirklich gut gefallen, dass es im Programm über Lesungen hinaus auch so viele Diskussionen und Gesprächsformate gab, in denen sich literarischen Themen auf theoretischerer Ebene angenähert wurde.
    Liebe Grüße.
    Milena

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    1. Hallo Milena,

      dank dir fürs Feedback! Schade, dass wir uns nicht über den Weg laufen konnten. Am liebsten hätte ich das Festival auch am Freitag und Sonntag besucht. Aber vielleicht ergänzen wir uns ja gut: Jetzt musst du nur noch deinen Rückblick schreiben – ich würde deine Eindrücke jedenfalls gerne lesen! 😉

      Liebe Grüße
      Frank

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      1. Oh ja, das würde sich natürlich gut ergänzen! Gerade schreibe ich noch fleißig an Essays für einen Band zum PROSANOVA 17 den wir am Literaturinstitut relativ zeitnah rausgeben möchten. Das steht gerade noch etwas weiter oben auf der Liste. Aber vielleicht schreibe ich auch noch einen Rückblick für meinen Blog, schön fände ich das auf jeden Fall. Liebe Grüße!

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    2. Mensch, Milena, schade, dass wir uns nicht begegnet sind. Tatsächlich hatte ich keine Ahnung, nach wem ich Ausschau halten sollte, dabei hätte ich gern mit dir gequatscht! Nun, nächstes Mal hoffentlich. Bis dahin liebe Grüße!

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      1. Liebe Caterina. Ja, das hätte ich auch schön gefunden. Aber es gibt bestimmt auch eine andere Gelegenheit! Bestimmt auch vor dem nächsten Prosanova =)! Ich schicke dir liebe Grüße. Milena

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