Lesungen

Neues aus der Mittnachtstraße #1

Rudkoffsky_Mittnachtstrasse_CoverKnapp zwei Monate ist mein dritter Roman Mittnachtstraße nun schon draußen – und ich könnte mit der bislang durchweg positiven Resonanz kaum zufriedener sein. Aber obwohl sich meine diesjährige Lesereise nach sieben schönen Terminen in ganz Deutschland so langsam dem Ende neigt, habe ich das Gefühl, dass es eigentlich gerade erst losgeht. Da stehen nämlich noch so einige Highlights an: Am Mittwoch, dem 16.11., lese und diskutiere ich beim Themenabend Brüchige Männlichkeit gemeinsam mit Heinz Helle („Wellen“) und Joachim Zelter („Professor Lear“) im Literaturhaus Stuttgart, moderiert von der fabelhaften Carolin Callies. Im Dezember nehme ich die Mittnachtstraße noch einmal nach Potsdam zur Lesereihe „Lecker Lesen“ mit, ehe dann im Januar ein ganz besonderer Abend folgt: Nachdem ich Mareike Fallwickl im Oktober bei ihrer Lesung aus „Die Wut die bleibt“ vor vollem Haus in der Stadtbibliothek Stuttgart moderieren durfte, drehen wir den Spieß nun für ein Rückspiel am 26. Januar um – und Mareike reist extra an, um meine erste Stuttgarter Sololesung aus Mittnachtstraße zu moderieren! Warum das so gut passt? Am besten ihr lest einfach, was sie Tolles über meinen Roman geschrieben hat!

Überhaupt wurde in den vergangenen Monaten schon so einiges Schönes über Mittnachtstraße geschrieben. Neben vielen positiven Stimmen auf Instagram wurde der Roman kürzlich auch sehr wohlwollend im Büchermarkt auf Deutschlandfunk besprochen oder im Stadtmagazin LIFT von Klett-Cotta-Autor Kai Wieland vorgestellt. Über ein Lob freue ich mich aber ganz besonders: „Einer meiner liebsten Romane in diesem Jahr“, schreibt nämlich der Hamburger Buchhändler Frank Menden über Mittnachtstraße – und das will angesichts seines diesjährigen Lesepensums als Jurymitglied für den Deutschen Buchpreis etwas heißen! Nur den Konjunktiv im Hinterkopf lasse ich diesbezüglich vielleicht besser bleiben…

Zugegeben: Das ist eine ganze Menge Euphorie für einen Beitrag – eine Sache wäre da aber noch, über die ich mich in dieser Woche wirklich gefreut habe: Jana Gäng hat über mich im Kulturressort der Stuttgarter Zeitung nämlich ein sehr schönes und treffendes Vor-Ort-Porträt an den Romanschauplätzen im Stuttgarter Norden geschrieben. Vielen Dank dafür!

Unterwegs mit und ab der Mittnachtstraße

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„Einige zentrale Schauplätze dieses Romans sind real oder an reale Orte in Stuttgart angelehnt“, heißt es im Vorfeld meines Romans Mittnachtstraße. Gemeint sind dabei vor allem ein Kleingartenverein beim Stuttgarter Nordbahnhof sowie das preisgekrönte Urban Gardening Projekt Stadtacker und die Container City in dessen unmittelbarer Nachbarschaft. Wo im Roman die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit verlaufen und warum ich mich bei meiner Geschichte für dieses Setting entschieden habe – diese Fragen sollen, moderiert von der Stuttgarter Kulturvermittlerin Sara Dahme, am Samstag im Zentrum eines literarischen Stadtteilspaziergangs entlang der Romanschauplätze stehen. Nach mehreren kurzen Lesestationen und einer längeren beim Stadtacker wird es zum Abschluss in der Container City die Möglichkeit geben, bei einem Getränk miteinander ins Gespräch zu kommen. Treffpunkt ist die U-Bahn-Haltestelle Mittnachtstraße um 16 Uhr – Anmeldungen unter sven.hassel@voland-quist.de. Bei schlechtem Wetter findet die Lesung alternativ beim Kultur Kiosk im Züblin Parkhaus statt.

Warmlaufen darf ich mich allerdings schon einen Tag früher. Dann bin ich nämlich auf Einladung von Carolin Callies zu Gast bei der schönen Lesereihe Flaneure und Flaneusen in Ladenburg bei Mannheim. Nächste Woche geht es dann schon – oder endlich! – zur Frankfurter Buchmesse, wo ich am Mittwoch um 14 Uhr beim Literaturbahnhof aus Mittnachtstraße lesen darf. Eine Woche später, am 26.10., stelle ich meinen Roman dann beim Literaturherbst Krumbach vor, ehe ich mich nach einer kurzen Pause auf meine erste Lesung im Literaturhaus Stuttgart freuen darf: Gemeinsam mit den Autoren Heinz Helle und Joachim Zelter lese ich am 16. November beim Themenabend Brüchige Männlichkeit aus Mittnachtstraße und diskutiere im Anschluss über die Themen unserer Romane.

Endstation: Mittnachtstraße

Eigentlich ging es diesmal ja sehr viel schneller als sonst: Nach ziemlich genau einem Jahr zwischen Lockdowns und Schreibmarathons sowie einer ungefähr genauso langen Konzeptphase habe ich Ende Februar den letzten Punkt unter meinen dritten Roman Mittnachtstraße gesetzt. Trotzdem konnte ich kaum erwarten, dass ihr das Buch endlich lesen könnt und ich damit auf die Bühne darf. Und nun ist es tatsächlich soweit: Die nächste Woche dürfte mit der Buchpremiere in Berlin am Mittwoch, der Veröffentlichung bei Voland & Quist am Donnerstag und der Hamburg-Lesung am Freitag ein einziger Endorphinrausch werden – zumal „Mittnachtstraße“ am Samstag dann auch gleich bei Lesezeichen auf SWR2 vorgestellt wird!

Ich hoffe, ich darf viele von euch bei meinen ersten Lesungen aus dem Roman sehen – und wünsche euch viel Freude beim Lesen meines so schön gewordenen Buches!

Mittnachtstraße: Erste Termine und Leseprobe

Noch ist es ein bisschen hin, bis mein dritter Roman Mittnachtstraße am 15. September bei Voland & Quist erscheint – vorbestellen könnt ihr ihn aber schon jetzt! Ein Grund mehr zur Vorfreude auf den Herbst: Auch die ersten Lesungstermine stehen inzwischen fest. Premiere feiert der Roman am 14.9. in Berlin, zwei Tage später darf ich zum ersten Mal (und endlich) in Hamburg lesen – für die Veranstaltung im Kulturschloss Wandsbek gibt es sogar schon Tickets. So richtig voll wird’s dann im Oktober: Nach der Stuttgart-Premiere im Literaturhaus am 4.10. darf ich einen Tag später als kleine Zwischenstation die Rollen tauschen und in der Stadtbibliothek Stuttgart die Lesung von Mareike Fallwickl aus Die Wut, die bleibt moderieren, ehe ich am 6.10. in der Buchhandlung Sedlmair in Georgsmarienhütte aus Mittnachtstraße lese. Etwas Besonderes wird sicher, was wir am 15. Oktober in Stuttgart vorhaben: Moderiert von der Kulturvermittlerin Sara Dahme, plane ich einen Spaziergang mit Lesestationen an realen Handlungsorten des Romans – von der Haltestelle Mittnachtstraße beim Nordbahnhof geht’s weiter zu einer Eisenbahnerkneipe und anschließend in Richtung Kleingartenverein, Stadtacker und Container City. Details folgen bald! Ein paar Tage später geht’s dann auch schon mit der Frankfurter Buchmesse los – und für die kann ich zumindest schon mal einen Termin nennen: Am Mittwoch, dem 19.10. lese ich um 15 Uhr beim LiteraturBahnhof Frankfurt. Und kaum habe ich mich einigermaßen vom Messetrubel erholt, geht es auch schon weiter: Am 26.10. stelle ich Mittnachtstraße beim Literaturherbst Krumbach vor.

Alle bisher bestätigten und kommenden Lesungen findet ihr bei meinen Terminen und natürlich auch auf der Seite von Voland & Quist. Dort gibt’s mittlerweile auch die ersten beiden Kapitel des Romans als Leseprobe – die sorgt hoffentlich dafür, dass nicht nur meine Vorfreude auf den Herbst groß ist!

Fake News #2

IMG_1850Und schon ist es wieder eine Woche her, seit ich vollkommen erschöpft, aber glücklich von der Frankfurter Buchmesse zurückgekehrt bin. Vier lange Tage und umso längere Nächte mit unzähligen tollen Begegnungen haben mir wieder bestätigt, dass es die großartigste Branche der Welt ist – und dass ich eigentlich gar nicht wegen der Bücher zur Messe fahre, sondern wegen der Menschen, die sie machen und die für sie brennen.

Okay, ein Buch stand dann diesmal doch im Zentrum für mich: Dank meiner Lesungen aus Fake auf der Leseinsel der Unabhängigen Verlage und bei Open Books sowie meinem Interview bei detektor.fm war es 2019 natürlich eine ganz besondere Buchmesse für mich. Einige Eindrücke der vier Tage in Frankfurt habe ich drüben bei Instagram geteilt.

Aber auch sonst ist seit dem letzten Update eine Menge passiert: Ich kann immer noch kaum fassen, wie oft Fake nun schon – und das auch noch durchweg positiv! – besprochen wurde. Ganz besonders freue ich mich natürlich über Lob von Menschen, deren Urteil ich auch als Leser schon seit Langem vertraue – so zum Beispiel von Uwe Kalkowski auf Kaffeehaussitzer, Mareike Fallwickl auf Bücherwurmloch oder Stefan Stefan Diezmann auf Poesierausch. Und das sind nur einige der vielen positiven Reaktionen auf meinen Roman, die ich bislang lesen durfte. Es kommt aber nicht nur auf die Kritiker an, sondern auch auf diejenigen, die Bücher mit viel Engagement und Herzblut an die Leser bringen – entsprechend stolz bin ich darum auf die lobenden Worte von Frank Menden von der Buchhandlung stories! in Hamburg und Hauke Harder von der Kieler Buchhandlung Almut Schmidt auf seinem Blog Leseschatz. 

Lesungen

72755320_2489914487959987_3922330160962994176_oEines habe ich bei meiner Premiere in der Stuttgarter Stadtbibliothek und den beiden Lesungen in Frankfurt gemerkt: Es macht mir wahnsinnig Spaß, aus diesem Buch zu lesen! Deshalb freue ich mich schon auf meine Lesung während der Buchwoche in Bienenbüttel nächste Woche – und auf hoffentlich viele weitere Lesungen aus dem Roman. Fest stehen bereits Termine in Stuttgart und Berlin im Dezember sowie eine Lesung in Frankfurt Ende Januar. Auch zur Leipziger Buchmesse darf ich noch einmal mit Fake anreisen – aber bis dahin wird, da bin ich mir sicher, noch so einiges passieren. Und das ist, ich kann es nicht anders sagen, nach dem langen Weg hierhin verdammt großartig!

Fake News #1

rudkoffsky_fake-vorschau-coverEinen Monat ist mein zweiter Roman Fake nun schon draußen – und zu meiner großen Freude ist er dabei schon ganz schön rumgekommen. Vor allem bin ich aber auch erleichtert – offenbar habe ich da tatsächlich ein ganz gutes Buch geschrieben. Sicher war ich mir da nicht: ein Mann, der aus der Sicht einer Frau über ein so sensibles Thema wie Mutterschaft schreibt, obendrein Figuren, die moralische Grenzen überschreiten und Falsches tun, aber trotzdem Empathie beim Leser wecken sollen – das hätte böse schiefgehen können. Auch angesichts der (trotz vieler positiver Rückmeldungen) recht zähen Verlagssuche wusste ich nicht, ob ich mich mit diesem Roman nicht verhoben habe. Umso schöner ist es dann, von Ocelot-Buchhändlerin Maria-Christina Piwowarski in ihrem Podcast blauschwarzberlin einen Satz wie diesen zu hören: „Ein großartiges Buch! Ich möchte Voland & Quist preisen und lieben, dass sie es gemacht haben!“

Die Begeisterung, mit der Piwowarski über Fake spricht, hat mich wahnsinnig gefreut. Und tollerweise steht sie mit ihrer Meinung nicht alleine da: Ob beim unfassbaren Auftakt mit Spiegel Online, in wunderbaren Blogbesprechungen wie der von Sophia Weigand auf Literaturen oder Tweets vom Zeit-Redakteur Christian Fuchs („Das Netzwerk der Neuen Rechten“) – bislang habe ich ausschließlich positives Feedback auf Fake bekommen. Gesammelte Zitate und Links zu den vielen Besprechungen findet ihr hier! Außerdem habe ich mit der Kreiszeitung Wesermarsch in meiner Heimatstadt Nordenham über den Roman gesprochen – hier geht’s zum Artikel.

Nächste Woche ist Premiere!

Ab nächster Woche darf ich die Reaktionen auf meinen Roman endlich auch live erleben – am 9. Oktober findet, moderiert von der großartigen Caroline Grafe, in der Stadtbibliothek Stuttgart die Premierenlesung von Fake statt. Eine Woche später geht es dann auch schon auf die Frankfurter Buchmesse – dort spreche ich am Freitag um 13 Uhr bei detektor.fm über den Roman und lese am Samstag sowohl um 12:30 auf der Leseinsel der Unabhängigen Verlage als auch um 17:00 bei Open Books im Stadthaus. Ich freue mich auf jede Buchmesse, auf diese aber natürlich ganz besonders!

Übrigens: Wer Lust hat, sich mit mir direkt über Fake zu unterhalten, kann sich noch sechs Tage lang für die Leserunde bei Lovelybooks bewerben und eines von zehn Büchern ergattern – ich freue mich auf den Austausch!

lesen.hören 13 in Mannheim

Bildschirmfoto 2019-02-19 um 22.00.02Ich habe es an anderer Stelle bereits erwähnt: Dass ich schon seit Monaten nicht mehr zum Bloggen komme, tut mir mehr weh als euch. Befürchte ich zumindest. Dabei würde ich zu gerne etwas über die Bücher schreiben, die ich zuletzt gelesen habe – und werde das auch tun, sobald ich wieder dazu komme. Momentan bin ich beruflich aber einfach zu stark eingespannt, um dem Anspruch, den ich an mich selbst beim Rezensieren stelle, wirklich gerecht zu werden. Zum Glück darf ich meinen Blog ab dem kommenden Wochenende aber zumindest zeitweise aus dem Winterschlaf wecken: Ich habe nämlich die Ehre, das dreizehnte lesen.hören-Literaturfest als Blogger zu begleiten und damit in die großen Fußstapfen von Caterina Kirsten und Isabella Caldart zu treten.

Ab dem 22. Februar steht die Alte Feuerwache in Mannheim wieder für 17 Tage ganz im Zeichen der Literatur und lädt zu abwechslungsreichen Veranstaltungen mit Autoren, Schauspielern, Journalisten, Kritikern und Musikern. Das Programm liest sich jedenfalls schon mal großartig, umso mehr freue ich mich deshalb aufs erste Hören am Freitag – den Auftakt macht der Schauspieler und Autor Joachim Meyerhoff mit Die Zweisamkeit der Einzelgänger, dem vierten und vorerst letzten Band aus seinem autobiografischen Romanzyklus. Meinen ersten Blogbeitrag über lesen.hören 13 gibt es am Samstag aus dem Gästezimmer im Turm der Alten Feuerwache, Live-Eindrücke vor Ort natürlich bereits am Freitag Abend bei Instagram.

Impressionen vom Prosanova 2017

IMG_9695bSechs Jahre ist es jetzt her, dass ich als Finalist des Literaturwettbewerbs zum Prosanova Festival eingeladen wurde: mein erster „richtiger“ Auftritt als Autor. Und gerade mal meine dritte Lesung. Deshalb hatte ich zwar ein paar durch und durch großartige Tage in Hildesheim – aber auch permanent die Hose voll. In diesem Jahr konnte ich die Atmosphäre zumindest für einen halben, viel zu kurzen Tag ganz entspannt auf mich wirken lassen.

Fand das Literaturfestival 2011 noch in einer aufgegebenen Kaserne statt, waren es diesmal vier große Industriehallen, darunter ein leerstehender Aldi, in denen das #pn17 mit viel Liebe zum Detail und kreativen Ideen zum Leben erweckt wurde. Genau wie vor sechs Jahren ist es den Organisatoren, zusammengesetzt aus dem Herausgeberteam der BELLA triste und Studierenden der Universtät Hildesheim, gelungen, das Festivalgelände zu etwas Besonderem zu machen. Vor allem die Eisenhalle und die Freifläche unter den Stahlträgern eines ehemaligen Gebäudes luden zum Verweilen ein – manchmal fast zu sehr. Dank des guten Wetters und so einiger bekannter Gesichter lief man stets Gefahr, sich zu verquatschen und deshalb Veranstaltungen zu verpassen.

Ohnehin hatte ich, da ich erst Samstagmittag ankam, leider viel zu wenig Zeit fürs Programm, das sich 2017 mit Fragen nach „MATERIAL, PROZESS und PROTOKOLLE“ auseinandersetzte. Vor sechs Jahren ware es noch darum gegangen, das enge Format „Lesung“ aufzubrechen und dabei Neues auszuprobieren, Grenzen auszuloten. Da konnte es schon einmal passieren, dass ein echtes Pferd in eine Lesung platzte. Einige Experimente damals waren spannend, andere wirkten manchmal etwas bemüht. Eines waren die Lesungen jedoch immer: überraschend. Diesmal machte das Programm einen weniger verspielten, erwachseneren Eindruck auf mich. Während Hildesheimer AutorInnen 2011 noch eine recht große Rolle gespielt hatten, lag der Fokus der fünften Ausgabe des Festivals stärker auf bekannte Namen. Von dem Wenigen, das ich sehen konnte, schien mir der Spagat zwischen unterhaltsameren und informativen Veranstaltungen jedoch gelungen. Am späten Nachmittag eilte ich etwa von Die weite weite Sofalandschaft [Teil 2], einer verschrobenen und sehr komischen szenischen Lesung von Malte Abraham und Svenja Viola Bungarten, zu einer Gesprächsrunde über den Trend zu autobiografischen Stoffen in der Literatur. In Trendscout: Autofiktion sprachen Anke Stelling und Fatma Aydemir mit Simon Roloff über das Verhältnis von Leben, Aufzeichnung und Literatur. Ein spannendes Thema angesichts des Erfolgs von Autoren wie Knausgård oder, hierzulande, Thomas Melle oder Arno Frank; allerdings wäre die Diskussion mit einem zusätzlichen Gesprächsteilnehmer, der – anders als Stelling und Aydemir – tatsächlich autobiografisch schreibt, vielleicht noch aufschlussreicher gewesen.

Wie immer bestand das Festival aber nicht nur aus literarischen Veranstaltungen. Am späten Abend überzeugten OTIS FOULIE bei ihrem Konzert mit einem Sound irgendwo zwischen The XX und Portishead; verstolperte Beats und verstörende Abgründe, immer wieder aber auch Momente erhabener Schönheit – dieses Duo sollte man sich merken. Und während im ehemaligen Aldi bis spät in die Nacht weitergefeiert wurde, endete das Prosanova 2017 für mich, biertrinkend im Liegestuhl auf dem Außengelände, mit zwei Erkenntnissen: Ein Tag auf dem Festival war zu kurz. Drei Jahre Wartezeit bis zum nächsten sind dagegen definitiv zu lang.


Auf Schöne Seiten hat Caterina Kirsten die Atmosphäre des Festivals – gerade auch für diejenigen, die das Prosanova nicht kennen – gut eingefangen. Dass sie uns beim Tanzen „lässige Moves“ bescheinigt, ist allerdings nur die halbe Wahrheit – in meinem Fall waren’s ganz klar #fakemoves! 😉 Eine umfangreiche und sicher im Laufe der kommenden Tage noch weitergeführte Presseschau hat Stefan Mesch nebst Fotos auf seinem Blog veröffentlicht. Einen guten Überblick über das Programm findet man im Rückblick bei LITAFFIN, einen informativen Text über die Gedanken dahinter auf Textmagazin. Auch Poesierausch hat das Prosanova besucht. Und last but not least geht es hier entlang für Fotos vom Prosanova 2011.

Heimkehr. Über das Tübinger Bücherfest 2017

IMG_9574Mehr als sieben Jahre habe ich im beschaulichen Tübingen gelebt, am Ende wollte ich aber nur noch weg. Schon nach vier Semestern hatte ich das Gefühl, Furchen in die engen Gassen zu laufen, so klein ist diese Stadt. An all den Postkartenmotiven hat man sich satt gesehen, auch die Kneipen und Restaurants sind längst hundertfach durch. Und weil die Stadt sich mit jedem Semester häutet, fühlt man sich unter den fast dreißigtausend Studierenden irgendwann alt; spätestens, wenn die ersten Kommilitonen einen siezen, fürchtet man, zu einer dieser vielen verschrobenen Tübinger Figuren zu werden, die wie verwirrte Poltergeister in der Uni herumirren und es dadurch zu zweifelhafter Prominenz gebracht haben. Keine Frage: Ich musste da raus. Statt in die große weite Welt zog es mich 2009 allerdings dann doch bloß nach Stuttgart. Und die Verbindung nach Tübingen? Blieb bestehen, und zwar aus Liebe zur Literatur. Da sind zum einen die Freunde und Bekannten aus den Schreibseminaren am SLT, dem Studio Literatur und Theater, mit denen ich bis heute Kontakt halte. Zum anderen ist da die Literaturzeitschrift ]trash[pool, deren Redaktion ich seit 2011 angehöre. Mit jeder Ausgabe und Lesung kehrte ich lieber in meine alte Studentenstadt zurück. Tübingen und ich, wir brauchten ein bisschen Abstand voneinander. Aber auf einmal hatte ich wieder Augen für die Schönheit dieser Stadt, sehnte mich nach ihrer kulturellen Vielfalt und warmen Sommerabenden am Neckar zurück. Inzwischen freue mich also längst über Gründe, mal wieder heimzukehren – und einen besseren als das Tübinger Bücherfest, sogar mit eigener Lesung, kann es eigentlich kaum geben.

Samstag

Auch im zehnten Jubiläum bot das Tübinger Bücherfest wieder ein abwechslungsreiches und hochkarätiges Programm – schwer, sich da zu entscheiden, wenn man nur wenige Lesungen besuchen kann. Mittags um eins zog Takis Würger gegen Fatma Aydemir den Kürzeren. Im Pfleghof las die Karlsruher Autorin aus ihrem Debütroman Ellbogen. Die brauchte man auch, um sich bei knapp 30 Grad einen der begehrten Schattenplätze zu sichern. Eine Coming of age-Geschichte mit Migrationshintergrund, in der sich der Frust irgendwann in Gewalt entlädt: Die Rezensionen, die ich zu dem Roman kannte, hatten mich neugierig gemacht (diese oder jene z.B.). Während der ersten Textstellen, die Aydemir las, vermisste ich jedoch ein bisschen die Wut und das Rotzige, fand die Sprache sogar überraschend brav. In der entscheidenden Szene wurde der Text dann aber spürbar intensiver und deckte sich mit meinen Erwartungen. Eine willkommene Auflockerung dagegen war Aydemirs Frage an die Gebärdendolmetscherin, wie sie denn eben das Wort Opfernutte übersetzt habe. Angesichts der politischen Entwicklung der Türkei rückte die zweite Hälfte von Ellbogen, als die Protagonistin Hazal alleine nach Istanbul zieht, nun umso stärker in den Fokus. Fatma Aydemir verbrachte während der vergangenen Jahre – zuletzt sechs Monate im Jahr 2016 – jeden Sommer in Istanbul. Am Ende der Lesung sprach sie von den ersten wahrnehmbaren Anzeichen der Veränderung, die auch Eingang in den Roman gefunden haben.

Nach der Lesung im Pfleghof stand ich vor einer kontrastreichen Entscheidung: Wollte ich Philipp Winkler aus Hool lesen hören – oder den allzu braven Benedict Wells aus Vom Ende der Einsamkeit? Spontan entschied ich mich zur Konfrontationstherapie. Wenn sich Arachnophobiker Vogelspinnen über die Arme laufen lassen können und Menschen mit Flugangst den Fallschirmsprung wagen, werde ich ja wohl noch eine Lesung von Benedict Wells überstehen. Dabei kann er ja gar nichts für meine innere Abwehrhaltung, dieser freundliche junge Mann. Es war einfach zu viel, damals, als der Roman erschien. Plötzlich war Benedict Wells überall. Nicht nur in den Blogs. Auch auf der Leipziger Buchmesse 2016 gab es keine Wand, keine Säule, keine Tür, die nicht mit seinem hübschen Konterfei tapeziert worden wäre. Überall und ständig sah er mich an, dieser perfekte Schwiegersohn zwischen Florian Silbereisen und Jared Kushner. Er selbst muss sich auf der Messe gefühlt haben wie in einem Spiegelkabinett. Im Frühjahr 2016 habe ich Benedict Wells so oft gesehen, dass ich sein Gesicht sogar in Wolken wiedererkannte. Oder auf geröstetem Toast. Obwohl Blogger, deren Meinung ich sehr schätze, viel von seinen Büchern halten (zum Beispiel dieser oder jener), hatte ich deshalb bislang einfach wenig Lust auf sie. Bis zu seiner Lesung jedenfalls.

Vom Ende der Einsamkeit – das kann man auch doppeldeutig verstehen: Wo Benedict Wells ist, da ist es nämlich voll. Zu Beginn seiner Lesung hieß es, noch nie sei eine Veranstaltung des Bücherfests so gut besucht gewesen. Der Autor selbst gab sich demütig und machte ein Foto vom Publikum. Rockstargeste, dachte ich da noch. Als nächstes würde er ins Mikro rufen: Danke Hannover, ihr seid die Geilsten! Aber den Gefallen tat er mir als neidischen Jungautor natürlich nicht. Stattdessen war Benedict Wells genau so, wie ihn alle immer beschrieben hatten: nett. Sehr sogar. Dass er sein eigenes Buch vergessen und sich eines aus dem Publikum lieh, hätte sicher auch wieder so eine einstudierte Geste sein können. Aber selbst wenn: Wenig später entschuldigte er sich grinsend dafür, auf dem geliehenen Buch gerade eine Fliege erschlagen zu haben. Seine Lesung war im besten Sinne souverän und bodenständig. Ohne Spur von Arroganz sprach Wells von seinen Schwierigkeiten beim Schreiben und den sieben Jahren, die er für Vom Ende der Einsamkeit brauchte. Sprachlich hinterließen die gelesenen Textstellen zwar keinen besonders großen Eindruck bei mir, neugierig machten mich dagegen aber die gelungene Figurenzeichnung und der sich über mehr als dreißig Jahre erstreckende Plot. Ich gebe mich also geschlagen und werde das Buch sicher irgendwann lesen. Und Benedict Wells? Nun, wer Pink Moon von Nick Drake in seinem Roman erwähnt, kann einfach kein schlechter Mensch sein. Isso.

Sonntag

An meinem zweiten Tag auf dem Bücherfest verbrachte ich erst einmal ein bisschen Zeit bei der offenen Lesebühne Poet’s Corner, die von meinem ]trash[pool-Kollegen Tibor Schneider moderiert wurde. Natürlich lasen dort an beiden Tagen auch einige Autorinnen aus unserer Zeitschrift: zum Beispiel Andrea Mittag und Sara Hauser aus Ausgabe 7 sowie Lucia Leidenfrost, Elisa Weinkötz und Jasmin Mayerl aus der kommenden Ausgabe 8. Auch ich las im schönen Hölderlingarten erstmals einige Seiten aus meinem aktuellen Manuskript, bevor ich zur nächsten Veranstaltung musste. Im Musuem stellte Jonas Lüscher seinen Roman Kraft vor, den ich in der kommenden Ausgabe des Magazins der Büchergilde bespreche. Kraft erzählt nicht nur tragikomisch vom Scheitern eines Tübinger Rhetorikprofessors im Silicon Valley, sondern ist gleichermaßen als Wissenschaftssatire und launige Abrechnung mit dem Kapitalismus angelegt. So viel kann ich schon einmal vorwegnehmen: Jonas Lüscher ist ein großartiger Roman gelungen, der für mich eindeutig ein Kandidat für die Longlist des Deutschen Buchpreises ist. Seine Lesung musste ich dennoch bereits nach einer halben Stunde verlassen – und zwar für meine eigene.

Nach kurzen Kostproben im Poet’s Corner fand die eigentliche Jungfernfahrt meines nächsten Romans (den ich im Sommer fertigstellen werde) auf dem Neckar statt. Eine schöne Idee: Im Stundentakt lasen während des Bücherfests Autoren und Autorinnen auf traditionellen Stocherkähnen aus ihren Texten. Eine dreiviertel Stunde auf dem Neckar aus meinem neuen Manuskript lesen zu dürfen: Das war nicht nur dank der malerischen Kulisse etwas ganz Besonderes für mich. Hier schloss sich für mich ein Kreis – und etwas Neues begann. 2009 habe ich in Tübingen erstmals aus meinen Texten gelesen, und zwar den Anfang von Dezemberfieber. Beim Tübinger Bücherfest 2017 las ich nun tatsächlich zum allerersten Mal aus einem anderen Roman als meinem Debüt, entsprechend groß war meine Nervosität. Dass unter den Zuhörern auch zwei Damen waren, die mich schon im Hölderlingarten lesen sahen und dabei neugierig auf den Roman geworden sind, war deshalb schon einmal ein beruhigendes Signal. Fliehen konnten die Gäste vom Stocherkahn zwar nicht, das Angebot, mich bei Nichtgefallen über Bord zu werfen, nahmen sie zum Glück aber auch nicht wahr. Ebenfalls ein gutes Zeichen: Es machte Spaß, aus meinem neuen Roman zu lesen – sehr sogar!

Parallel zu mir stellte Jan Snela auf einem zweiten Stocherkahn Erzählungen aus Milchgesicht vor, von denen manche bereits während unserer gemeinsamen Zeit am SLT entstanden. Das anschließende Essengehen mit gemeinsamen Freunden aus dem SLT war somit der perfekte Abschluss für eine gelungene Heimkehr und ein schönes Bücherfestwochenende. Next stop on memory lane: Prosanova in Hildesheim!

Was bisher geschah… und wie es weitergeht!

Ich geb’s ja zu: Seit der Veröffentlichung von Dezemberfieber läuft mein Blog – sehr zu meinem Leidwesen – ein wenig auf Sparflamme. Denn obwohl ich eine halbfertige Rezension in der Schublade habe und mir der grandiose neue Franzen unter den Nägeln brennt, komme ich momentan kaum zum Lesen und Schreiben. Zum Glück geht es nicht allen so: Die ersten Stimmen zu meinem Debütroman haben mich wirklich überwältigt! Auch die bisherigen Rezensionen bei Amazon und LovelyBooks sind mehr als positiv. All die Zeit am Schreibtisch, das mehrmalige Ruhenlassen und Überarbeiten des Manuskripts, der lange und oft frustrierend steinige Weg bis zur Veröffentlichung – vielleicht war es all das ja wirklich wert! Und damit so viele Menschen wie möglich Dezemberfieber lesen können, erscheint der Roman nun endlich auch als E-Book: schon jetzt DRM-frei und zum für digitale Literatur angemessenen Preis von 5,99 € bei duotincta sowie im Laufe der nächsten Woche in den Stores.

1000tode-lesungIn den letzten Wochen ist soviel passiert, dass ich – sobald zum Jahresende ein wenig Ruhe einkehrt – einige Tage brauchen werde, um all die vielen Eindrücke endlich einmal sacken zu lassen. Da waren die fantastischen Tage, die ich gemeinsam mit der duotincta-Familie auf der Frankfurter Buchmesse verbrachte: Ich habe nicht nur einige (wenn auch zu wenige) liebe Autoren- und BloggerkollegInnen getroffen und spannende Veranstaltungen besucht, sondern durfte im Rahmen der äußerst bewegenden #1000 Tode-Lesung im Orbanism Space auch einen Auszug aus Dezemberfieber vortragen – ein ganz persönliches Highlight, das es hier zum Nachhören gibt.

image6Und dann waren da die Lesungen in Essen, Ruppichteroth, Nordenham und Tübingen, die dank wunderbarer Gastgeber und aufmerksamer Zuhörer bislang stets etwas Besonderes für mich waren. Gemeinsam mit meiner duotincta-Kollegin Stefanie Schleemilch gab ich vor unserem Auftritt in Tübingen auch ein ausführliches Radiointerview samt kurzer Lesungen aus unseren Romanen. Zum Glück ist mein Leseherbst noch lange nicht vorbei: Am Freitag findet mein Heimspiel beim Lit.Quartier in Stuttgart statt, und im Dezember lese ich nicht nur ein zweites Mal in Tübingen, sondern auch im Rahmen der bekannten Leipziger Lesereihe Der durstige Pegasus sowie im Internationalen Studienzentrum in Berlin. Für 2016 sind natürlich weitere Termine in Planung.

Cover - Willkommen! Blogger schreiben für Flüchtlinge

ISBN 978-3-944543-28-4

Zuvor steht aber erst einmal eine Veröffentlichung an, die mir eine Menge bedeutet: Anfang Dezember erscheint bei Mikrotext die Textsammlung Willkommen. Blogger schreiben für Flüchtlinge, die ich gemeinsam mit Katharina Gerhardt, Caterina Kirsten, Ariane Novel, Nikola Richter und Eva Siegmund herausgebe. Für das E-Book, dessen Erlöse der Initiative #bloggerfuerfluechtlinge gespendet werden, haben wir die besten und persönlichsten Texte von Bloggern zusammengestellt, die sich in den vergangenen Monaten in Tat und Wort für Flüchtlinge engagiert haben. Seit den entsetzlichen Anschlägen in Paris ist dieses Buch vielleicht sogar noch wichtiger geworden als es ohnehin schon war: Viele Menschen fliehen derzeit vor genau dem, was am Freitag in Paris geschehen ist. Umso wichtiger ist es, sich nun mit eben diesen Menschen zu solidarisieren. Das E-Book soll eine Sichtbarmachung dieser Solidarität sein, ein deutliches Zeichen, dass die Hetzer nicht die Mehrheit sind – und Menschen in der Not bei uns willkommen.

Vorbestellen könnt ihr das E-Book schon jetzt. Mehr zu den großartigen und wichtigen Texten, die wir auswählen durften, in Kürze!