Dezemberfieber

Weg mit dem Stigma: Fünf Bücher über Depressionen

„Ja, ich leide unter Depressionen.“ Dass es noch immer Mut braucht, einen Satz wie diesen öffentlich auszusprechen, verrät eigentlich alles über das gesellschaftliche Stigma dieser Krankheit. Wenn sich eine Schauspielerin wie Nora Tschirner öffentlich zu ihrer Erkrankung bekennt oder der Komiker Kurt Krömer, den man bislang nur in seiner Rolle kannte, während seiner Sendung plötzlich ganz ernst und offen über seinen Zusammenbruch spricht, geht das noch immer als regelrechtes Medienereignis durch. Und genau darum sind Interviews und Auftritte wie diese so wichtig: Sie tragen dazu bei, eine ernste, für viele alltägliche Krankheit von ihrem gefährlichen Stigma zu befreien und sie endlich zu normalisieren. Niemand schämt sich dafür, über Krebs zu sprechen, über Bandscheibenvorfälle, über Diabetes. Warum dann bei einer Krankheit, von der allein in Deutschland ganze fünf Millionen Menschen betroffen sind? Es sollte keine Ausnahme, kein Tabubruch sein, offen über eine Volkskrankheit zu sprechen. Und man sollte erst Recht keinen Mut dafür brauchen.

Um gegen das Stigma, gegen die vielen falschen Klischees und Vorurteile anzukämpfen, braucht es aber nicht nur Menschen, die sich öffentlich zu ihrer Erkrankung bekennen, sondern auch Aufklärung. Darum stelle ich in diesem Beitrag zunächst vier Bücher zum Thema Depressionen vor, die sehr unterschiedliche Aspekte dieser Krankheit beleuchten. Und komme zuletzt noch auf ein fünftes zu sprechen – aus Gründen. Aber dazu später mehr.

Zoë Beck: Depressionen

Einerseits ist Zoë Becks Depressionen ein Sachbuch, das auf 100 Seiten das wichtigste Basiswissen über die Krankheit zusammenfasst – von den Symptomen über die Diagnose bis hin zu den Therapiemöglichkeiten und einer kleinen Kulturgeschichte. Zugleich gewährt die Autorin, Verlegerin und Übersetzerin in ihrem Buch aber auch einen intimen Einblick in ihre eigene Krankheitsgeschichte. Denn obwohl sie bereits ihr ganzes Leben mit einer Dunkelheit zu kämpfen hatte, die sie, weil sie sich selbst ja gar nicht anders kannte, stets auf ihre Persönlichkeit schob, musste Beck erst 33 und ernsthaft aus der Bahn geworfen werden, ehe sie endlich den Kampf gegen ihre Depressionen aufnahm und lernte, mit ihnen zu leben. Genau diese Mischung aus persönlichem Erfahrungsbericht und Wissensvermittlung macht aus dem schmalen Band ein ideales Einstiegsbuch für Betroffene und Angehörige, die diese Krankheit verstehen wollen und einen Ausweg suchen. [Reclam, 100 Seiten]

Bejamin Maack: Wenn das noch geht kann es nicht so schlimm sein

Spoiler: Doch, ist es. Der Autor und Journalist Benjamin Maack macht seinen Leser*innen allerdings auch gar nichts vor. „Hier wird am Ende übrigens nicht alles gut“, schreibt er an einer Stelle – und hat leider Recht. Denn obwohl die fragmentarische Sammlung aus Beobachtungen, Momentaufnahmen, Szenen und Gedankenfetzen, die Maack während seiner schweren Depressionen und Klinikaufenthalte schrieb, zum Schluss dann doch mit einer recht versöhnlichen Note endet, hat die Realität das Buch aus dem Jahr 2020 längst eingeholt: Erst vor wenigen Tagen schrieb Maack auf Instagram über seinen bevorstehenden nächsten Klinikaufenthalt. Wer sein schonungslos offenes Buch gelesen hat, ahnt, wie schmerzhaft auch diesmal der Abschied von seiner Frau und seinen Kindern wird – und wie unerbittlich und grausam diese Krankheit für Betroffene und ihr Umfeld oft ist. Ein selbsttherapeutisches Tagebuch ist das hier trotzdem nicht: Wie präzise Benjamin Maack seine Erkrankung mit den Mitteln der Literatur seziert und offenlegt, ist ebenso bedrückend wie beeindruckend. [Suhrkamp Nova, 334 Seiten]

David Vann – Momentum

Eine (Trigger-)Warnung vorab: Dieser Roman ist nur schwer zu ertragen – und genau das macht ihn so eindringlich und aufrichtig. David Vann lässt uns an den letzten Tagen im Leben des schwerdepressiven Jim teilhaben und erlaubt den Leser*innen dabei keine Distanz, im Gegenteil. Vann bleibt erbarmungslos dicht an Jims hoffnungslos verengter Perspektive dran und zeigt uns dadurch die hässliche Fratze einer Depression im Endstadium. Jim ist so resigniert wie unzurechnungsfähig, er kreist nur noch um sich selbst und seine selbstzerstörerischen, grausamen Gedanken. Jedem, der ihm zu helfen versucht, stößt er brutal vor den Kopf. Das selbstgewählte Ende ist für Jim, obwohl er gerade mal Ende 30 ist, längst unausweichlich. Doch so schwer es streckenweise auch ist, diesen Roman zu lesen, es muss ungleich schwerer gewesen sein, ihn zu schreiben. Denn Momentum ist für David Vann ein äußerst persönliches Buch: Jim war sein Vater. Als sie einander das letzte Mal sahen, war David noch ein Kind – eine Szene, die sich auch in Momentum wiederfindet. Vanns Roman ist einerseits eine intensive literarische Auseinandersetzung mit seinem kaum gekannten Vater, zugleich macht er aber auch deutlich, wie zerstörerisch Depressionen in einem Menschen wirken können – und dass es bei psychischen Erkrankungen eben keinen rationalen, selbstbestimmten Freitod geben kann. Es ist allein die Krankheit, die einen Depressiven in den Selbstmord treibt. Ohne Ausnahme. [Hanser Berlin, 300 Seiten]

Till Raether: Bin ich schon depressiv, oder ist das noch Leben?

Aber was, wenn das alles eigentlich gar nicht so schlimm ist? Wenn man im Alltag einigermaßen funktioniert, seinen Job gut oder vielleicht sogar besser als andere auf die Reihe kriegt und es – überspitzt formuliert – noch nicht einmal schafft, sein Leben so richtig in den Sand zu setzen und die Familie dabei gleich mit in den Abgrund zu reißen? Die permanente Erschöpfung und ständige Überforderung: Vielleicht ist das ja einfach bloß das normale Leben von Erwachsenen in der Rushhour des Lebens. Vielleicht haben die anderen ja Recht – und man muss sich einfach bloß ein bisschen zusammenreißen, bis es wieder besser wird. So geht es vielen Menschen mit Depressionen: Solange sie noch irgendwie funktionieren, nehmen sie selbst und ihr Umfeld ihre Erkrankung oft nicht ernst genug. Genauso ging es auch dem Schriftsteller und Journalisten Till Raether. In seinem Buch schreibt er ganz offen darüber, wie lange er brauchte, um seine Krankheit zu verstehen und sich ihr endlich zu stellen. Das Tückische an einer hochfunktionalen Depression wie Raethers ist nämlich, dass man mit ihr so ziemlich alles machen kann. Bis man eines Tages eben nicht mehr kann. Vieles, was für andere ganz selbstverständlich und einfach ist, kostet einen Menschen mit Depressionen sehr viel mehr Kraft; will man funktionieren wie alle anderen – allein schon, um sich selbst und der Welt zu beweisen, dass man das kann – zahlt man dafür auf Dauer einen hohen Preis: Man höhlt sich innerlich aus. Es ist die große Stärke von Raethers Buch, wie anschaulich und nachempfindbar er anhand persönlicher Situationen über das Wesen dieser Krankheit schreibt. Ein wichtiges Buch nicht nur für Betroffene und Menschen, die sich ihre vermeintliche (!) Schwäche selbst (noch) nicht eingestehen. Aber auch  Angehörigen, Partner:innen und Freund:innen von Menschen mit Depressionen kann man Raethers Buch nur empfehlen: Sicher verstehen sie nach der Lektüre besser, was es für manche heißt, einfach nur den ganz normalen Alltag zu bewältigen. [Rowohlt Polaris, 125 Seiten]

Und das fünfte Buch? Ist mein eigenes.

Ja, auch ich habe, seit ich 16 bin, immer mal wieder mit Depressionen zu tun und finde mich in den hier vorgestellten Büchern mal mehr (Raether), mal weniger (zum Glück: Vann) wieder. Ich komme meistens damit klar, danke der Nachfrage. Aber darum soll es hier nicht gehen. Genauso wenig soll es darum gehen, hier mein eigenes Buch zu bewerben – deshalb ist es auch nicht auf dem Foto. Vielmehr ist es mir wichtig, zum Schluss noch einmal zur Einleitung zurückzukommen: Es sollte keinen Mut brauchen, um offen über diese Krankheit zu sprechen. Und was, bitte, hat das mit meinem Debütroman Dezemberfieber zu tun? Nun ja: alles. Depressionen sind das zentrale Thema dieses Buches. Die Mutter der Hauptfigur Bastian zerbricht in Rückblenden an ihrer Erkrankung und auch Bastian erlebt im zentralen Handlungsstrang eine schwere depressive Episode. Im Klappentext, den ich damals selbst verfasste, ist allerdings keine Rede davon. Es ist zwar hübsch verklausuliert von seelischen Abgründen die Rede, der Begriff Depressionen taucht jedoch an keiner Stelle auf. Und obwohl ich die Krankheit der Mutter klar im Roman benenne, erlaubte ich den Leser*innen im Falle von Bastian – der aufgrund biografischer Parallelen natürlich eher mit mir in Verbindung zu bringen ist – auch ganz andere Lesarten: Der Arme hat eben zu lange seine Schuldgefühle verdrängt und muss jetzt halt endlich mal sein Trauma aufarbeiten. Stimmt zwar irgendwie, ist aber eben nur die halbe Wahrheit. Warum also konnte ich einen ganzen Roman über Depressionen schreiben, traute mich aber nicht, die Sache nach Erscheinen dann auch beim Namen zu nennen? Ganz einfach: aus Angst vor dem Stigma. Damals versuchte ich gerade, beruflich Fuß zu fassen und den anderen Fuß zugleich in die Tür zur Literaturwelt zu bekommen. Verständlich vielleicht. Aber eben auch feige und falsch.

Darum wiederhole ich mich an dieser Stelle gern: Niemand schämt sich dafür, über Krebs zu sprechen, über Bandscheibenvorfälle, über Diabetes. Warum dann bei einer Krankheit, von der allein in Deutschland ganze fünf Millionen Menschen betroffen sind? Es sollte keine Ausnahme, kein Tabubruch sein, offen über eine Volkskrankheit zu sprechen. Und man sollte erst Recht keinen Mut dafür brauchen. Denn letzten Endes gilt für Depressionen dasselbe wie für jede andere ernste Erkrankung auch: Aufklärung kann Leben retten.

Unterschrieben!

IMG_2006Damals bei meinem Debütroman habe ich mir an Literaturagenturen noch die Zähne ausbeißen müssen. Besonders frustrierend war es, dass die Absagen oft voll des Lobes waren und trotzdem immer irgendetwas nicht passte – manchmal waren die Aussagen sogar gegenteilig. Mein abgewetztes und oft gebrauchtes Leseexemplar von Dezemberfieber zeugt davon, dass es die richtige Entscheidung war, den Roman 2015 beim kleinen, aber ambitionierten Verlag duotincta zu veröffentlichen, nicht zuletzt aber auch die großartigen Besprechungen von Bloggern, deren Meinung ich sehr schätze. Die Verleger von duotincta, die mir damals den Start als Autor ermöglichten, sind inzwischen längst gute Freunde geworden – auch in Zukunft werde ich auf Messen also jede Gelegenheit nutzen, Zeit mit ihnen am Stand zu verbringen (in Leipzig findet ihr sie in Halle 5 G203 bei der Lesebühne der Jungen Verlage). Und auf die gemeinsame Verlagslesung mit homunculus freue ich mich nicht nur, weil ich dort auch die neue Ausgabe von ]trash[pool vorstellen darf.

Gestern bin ich aber endlich einen großen Schritt weitergekommen: Ich habe für meinen neuen Roman einen Vertrag bei einer Literaturagentur unterzeichnet – und hatte dank einer weiteren interessierten Agentur sogar die Qual der Wahl. Späte Genugtuung? Quatsch. Ich bin einfach nur dankbar und glücklich darüber, dass da jemand an mich und meinen Roman glaubt. Und jetzt sehr, sehr gespannt auf das, was die Zukunft bringt!

Lesungen im Frühjahr

fullsizerenderEs ist ein bisschen her, seit ich zuletzt aus Dezemberfieber gelesen habe – umso größer ist die Vorfreude auf das kommende Wochenende. Am Samstag stelle ich in der Alten Büdnerei Kühlungsborn meinen Debütroman vor und freue mich auf ein durch und durch literarisches Wochenende, an dem ich schreiben, lesen und endlich auch wieder vorlesen darf. Ein schöneres Rahmenprogramm für eine Lesung kann man sich nicht wünschen: ein ganzes Wochenende am Meer mit ein wenig Zeit für Einkehr, den neuen Auster und 200 zu überarbeitende Manuskriptseiten. Vielen Dank für die Einladung!

Und wem die Anreise zur Ostsee zu weit ist: Auch bei Leipzig liest gibt es zwei Gelegenheiten, mir zuzuhören. Am Donnerstag, dem 23.3. lese ich gemeinsam mit 11 Autor*innen aus den Verlagen duotincta und homunculus im Beyerhaus. Ein Termin, den sich besonders Blogger notieren sollten: Im Rahmen der Veranstaltung findet auch die Buchpremiere zu Warum ich lese statt – mit den Texten von 40 deutschsprachigen Buchbloggern, die dem Aufruf von Sandro Abbate folgten und darin ihren Weg zur Literatur schildern. Auf der Messe selbst lese ich am Freitag um 12:30 am Stand von duotincta (Halle 5, Stand G203) – und werde mit kratziger Stimme vermutlich ein mahnendes Beispiel für zu lange Buchmessennächte sein… Ich freue mich auf alle drei Termine und viele interessierte Zuhörer!

Notizen 8/16

Bevor ich mich für den Rest des Monats in den Urlaub verabschiede, lasse ich euch – großzügig, wie ich bin – noch ein paar Links da: Auf dem Blog Digitur, der sich der Literatur in der digitalen Welt verschrieben hat, wurde vor einigen Wochen nicht nur ausführlich unser E-Book Willkommen! Blogger schreiben für Flüchtlinge besprochen, sondern in einem zweiten Artikel auch die besondere Zusammenarbeit des Herausgeberteams vorgestellt. Vielen Dank noch einmal an Sabrina Jaehn für die schönen Artikel und das freundliche Gespräch. Auch für Mareike Fallwickl durfte ich auf Bücherwurmloch Rede und Antwort stehen. In ihrer Interviewrubrik High Five mit… stelle ich mich fünf Fragen zu meinem bibliophilen Leben.

Apropos Bibliophilie: Meine nächste Rezension erscheint zwar erst im September, kurze Buchtipps von mir gibt es aber bereits ab dem 26.8. in der kommenden Ausgabe des Stuttgarter Stadtmagazins LIFT, für das ich nun bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr Bücher vorstellen darf.

17287113691_a1e86c72ed_oUnd nun? Freue ich mich auf drei Wochen Thailand mit vielen interessanten Büchern im Gepäck – und meinem eigenen. Denn wer Dezemberfieber gelesen hat, der weiß, dass die typischen Gästebibliotheken in Hotels und Resorts im Roman eine wichtige Rolle spielen. Und genau dort – an Schauplätzen des Buches – werde ich das eine oder andere Exemplar mit persönlichem Gruß hinterlegen! Ich bin gespannt, wie es sich anfühlen wird, wenn sich der Kreis nun schließt: Beim letzten Mal reiste ich schließlich noch mit Notizbuch durchs Land und legte damit den Grundstein für den Roman. Während meiner bisherigen Reisen dort entstand übrigens auch das Bonusmaterial von Dezemberfieber, das sich gegen Ende der Handlung über einen rätselhaften QR-Code aufrufen lässt. Und wer jetzt neugierig geworden ist, was es mit alldem auf sich hat – ich wüsste da noch einen guten Lektüretipp für den Urlaub…

Ich wünsche euch allen einen tollen Sommer!

Notizen 6/16

Dezemberfieber-CoverLeider habe ich noch immer keine Zeit und Muße für eine neue Rezension gefunden – andere bloggen zum Glück deutlich regelmäßiger als ich. So zum Beispiel Constanze Matthes auf Zeichen und Zeiten, der ich eine wunderbare neue Rezension zu Dezemberfieber verdanke: Ein Erstling, der es vermag, den Leser sowohl eng an die Handlung und den Helden zu binden, den man manchmal ob seines abgedrehten Verhaltens einfach mal durchschütteln möchte. Eindrucksvoll gelingt es Frank O. Rudkoffsky zudem, sowohl die Gegensätze, die Stimmung und Reize des asiatischen Landes zu beschreiben, als auch detail- und bilderreich Szenen auszugestalten. Großer Verdienst des Buches ist es allerdings auch, die Aufmerksamkeit auf die Krankheit Depression zu richten. Ein Thema, das in der Öffentlichkeit noch längst nicht angekommen ist und noch immer nicht offen debattiert werden kann. (Hier entlang zu weiteren Stimmen zum Roman.)

Dem Thema Depressionen hat sich unlängst auch Karla Paul auf Buchkolumne gewidmet. In ihrer Literaturliste durch die Dunkelheit, in der sie Romane und Sachbücher über die Krankheit zusammengestellt hat, fand dankenswerterweise auch Dezemberfieber Platz. Eine wichtige und gute Liste, die in Zukunft noch erweitert werden soll. Einen der dort genannten Romane – Olivier Adams An den Rändern der Welt – werde ich in Kürze auch auf meinem Blog vorstellen. Auf das Buch gestoßen bin ich übrigens dank einer sehr schönen Rezension bei Kaffeehaussitzer! Auch in der Liste: Der Planet Trillaphon in seinem Verhältnis zur üblen Sache von David Foster Wallace, das ich im vergangenen Frühjahr besprochen habe.

trashpool7Neues gibt es auch zu ]trash[pool: Auf Logbuch Suhrkamp, dem Blog des Suhrkamp Verlags, werden seit kurzem regelmäßig Literaturzeitschriften vorgestellt – da durften wir natürlich nicht fehlen! In unserem Porträt erzählen wir ein bisschen aus dem Nähkästchen und umreißen nicht nur unser Profil, sondern schildern auch, wie unsere Textauswahl zustande kommt. Vielen Dank an die Redaktion, dass wir uns im Rahmen dieser schönen Reihe vorstellen durften!

Zu guter Letzt noch ein Veranstaltungshinweis: Am Donnerstag, dem 23. Juni, lese ich gemeinsam mit den Autoren Daniel Breuer (duotincta) und Matthias Hirth (Voland & Quist) in Berlin. Mehr Infos zur Lesung im Klub der Republik findet Ihr hier – über ein ein paar bekannte Gesichter im Publikum würde ich mich sehr freuen!

Endlich wieder puzzeln: neuer Roman in Arbeit

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Vorweg ein Geständnis: Ich stecke im Rezensionsstau. Vier Bücher warten noch auf ihre Besprechung, etliche mehr auf meine Lektüre. Manchmal muss man aber Prioritäten setzen – noch wichtiger ist mir nämlich das eine, an dem ich gerade schreibe. In Vorbereitung ist mein neuer Roman seit letztem Sommer, doch obwohl ich die ersten Seiten bereits im Januar schrieb, griffen die Zahnräder des Plots anfangs nicht so recht ineinander. Es fehlten wichtige Puzzleteile, ich musste alles noch einmal auseinandernehmen und wieder neu zusammensetzen, musste einige Ideen streichen und andere ergänzen. Seit einigen Wochen habe ich aber endlich das ganze Bild vor Augen und bin nach knapp 40 Seiten nun wieder mittendrin: im Schreiben, Verwerfen und Puzzeln, im Auf und Ab zwischen Zweifeln und Jubeln, leerem Blatt und Stunden ohne Zeitgefühl.

Seit der Erstfassung von Dezemberfieber sind inzwischen einige Jahre vergangen, in denen ich das Manuskript – zum Glück! – immer wieder überarbeitet habe; entsprechend schwer fiel mir nun der Wechsel vom Lektorats- in den Schreibmodus, zumal der Stil meines neuen Romans ein anderer ist. Für manche mag Schreiben wie Fahrradfahren sein, etwas, das sie nicht verlernen können. Ich fühle mich dagegen bei jedem neuen Roman wie nach einem Schlaganfall. Der schiefe Mundwinkel kommt nach den ersten, holprigen Seiten von allein. Aber sobald man den Anspruch, sofort druckreif zu schreiben, hinter sich lässt, kommen die Worte wieder wie von selbst, können die Gedanken wieder fließen. Mit der Freiheit, herumprobieren und dabei vielleicht auch mal scheitern zu dürfen, kehrt der Spaß am Schreiben zurück. Ich kenne das Ende meines Romans, weiß, welche Meilensteine ich im Plot erreichen muss. Und doch werde ich auf dem Weg dorthin so manches Mal die Orientierung verlieren – und freue mich darauf, herauszufinden, wohin es mich dann führt! Autoren werden mit jedem neuen Buch wieder zu Anfängern, mit jeder angebrochenen Seite zu Pionieren. Und genau so heißt auch der Arbeitstitel meines nächsten Romans: Pioniere.

Ich hoffe, das Manuskript bis zum Ende des Jahres abschließen zu können und werde hier sicherlich dann und wann über meinen Fortschritt berichten. Den Rezensionsstau habe ich bis dahin natürlich längst aufgelöst – ich gelobe noch für diesen Monat Besserung!

[Interview] Zehn Fragen an zwölf DebütantInnen

Bildschirmfoto 2016-04-10 um 20.05.05Im Rahmen des Schwerpunktes “Literarische Debüts” auf Literaturkritik.de haben zwölf AutorInnen – u.a. Pierre Jarawan, Mirna Funk und meine Wenigkeit – Fragen zur Gegenwartsliteratur und ihrem Schreiben beantwortet. Das Interview wurde ebenfalls bei den lieben Kolleginnen von Das Debüt veröffentlicht – vielen Dank an Bozena Anna Badura!

duotincta bei „Leipzig liest“

duotincta-lesenachtDie Einschläge in Sachen Leipziger Buchmesse werden immer dichter, besonders heute: Mittags hatte ich meine Akkreditierung als Blogger im Briefkasten, abends die Ankündigung zur duotincta-Lesenacht im Mailfach: Am 17.3. lese ich im Rahmen von Leipzig liest gemeinsam mit allen Autoren und Autorinnen des Verlags im Beyerhaus! Ab 19:00 stellen Dominik Forster, Stefanie Schleemilch, Birgit Rabisch, Daniel Breuer, Wolfgang Eicher und ich unsere aktuellen Romane vor; durch den Abend führt Elia van Scirouvsky (Moderator der Lesereihe Der durstige Pegasus). Kommt zahlreich und bleibt: Anschließend wird im Gewölbekeller gefeiert!

PS: Egal, wie lang die Nacht wird: Ich freue mich schon sehr auf das inoffizielle Bloggertreffen von Papiergeflüster am nächsten Tag (auf dem ich notfalls als mahnendes Beispiel für ungesunden Lebenswandel aufkreuze) – hoffentlich mit vielen bekannten Gesichtern!

Was bisher geschah… und wie es weitergeht!

Ich geb’s ja zu: Seit der Veröffentlichung von Dezemberfieber läuft mein Blog – sehr zu meinem Leidwesen – ein wenig auf Sparflamme. Denn obwohl ich eine halbfertige Rezension in der Schublade habe und mir der grandiose neue Franzen unter den Nägeln brennt, komme ich momentan kaum zum Lesen und Schreiben. Zum Glück geht es nicht allen so: Die ersten Stimmen zu meinem Debütroman haben mich wirklich überwältigt! Auch die bisherigen Rezensionen bei Amazon und LovelyBooks sind mehr als positiv. All die Zeit am Schreibtisch, das mehrmalige Ruhenlassen und Überarbeiten des Manuskripts, der lange und oft frustrierend steinige Weg bis zur Veröffentlichung – vielleicht war es all das ja wirklich wert! Und damit so viele Menschen wie möglich Dezemberfieber lesen können, erscheint der Roman nun endlich auch als E-Book: schon jetzt DRM-frei und zum für digitale Literatur angemessenen Preis von 5,99 € bei duotincta sowie im Laufe der nächsten Woche in den Stores.

1000tode-lesungIn den letzten Wochen ist soviel passiert, dass ich – sobald zum Jahresende ein wenig Ruhe einkehrt – einige Tage brauchen werde, um all die vielen Eindrücke endlich einmal sacken zu lassen. Da waren die fantastischen Tage, die ich gemeinsam mit der duotincta-Familie auf der Frankfurter Buchmesse verbrachte: Ich habe nicht nur einige (wenn auch zu wenige) liebe Autoren- und BloggerkollegInnen getroffen und spannende Veranstaltungen besucht, sondern durfte im Rahmen der äußerst bewegenden #1000 Tode-Lesung im Orbanism Space auch einen Auszug aus Dezemberfieber vortragen – ein ganz persönliches Highlight, das es hier zum Nachhören gibt.

image6Und dann waren da die Lesungen in Essen, Ruppichteroth, Nordenham und Tübingen, die dank wunderbarer Gastgeber und aufmerksamer Zuhörer bislang stets etwas Besonderes für mich waren. Gemeinsam mit meiner duotincta-Kollegin Stefanie Schleemilch gab ich vor unserem Auftritt in Tübingen auch ein ausführliches Radiointerview samt kurzer Lesungen aus unseren Romanen. Zum Glück ist mein Leseherbst noch lange nicht vorbei: Am Freitag findet mein Heimspiel beim Lit.Quartier in Stuttgart statt, und im Dezember lese ich nicht nur ein zweites Mal in Tübingen, sondern auch im Rahmen der bekannten Leipziger Lesereihe Der durstige Pegasus sowie im Internationalen Studienzentrum in Berlin. Für 2016 sind natürlich weitere Termine in Planung.

Cover - Willkommen! Blogger schreiben für Flüchtlinge

ISBN 978-3-944543-28-4

Zuvor steht aber erst einmal eine Veröffentlichung an, die mir eine Menge bedeutet: Anfang Dezember erscheint bei Mikrotext die Textsammlung Willkommen. Blogger schreiben für Flüchtlinge, die ich gemeinsam mit Katharina Gerhardt, Caterina Kirsten, Ariane Novel, Nikola Richter und Eva Siegmund herausgebe. Für das E-Book, dessen Erlöse der Initiative #bloggerfuerfluechtlinge gespendet werden, haben wir die besten und persönlichsten Texte von Bloggern zusammengestellt, die sich in den vergangenen Monaten in Tat und Wort für Flüchtlinge engagiert haben. Seit den entsetzlichen Anschlägen in Paris ist dieses Buch vielleicht sogar noch wichtiger geworden als es ohnehin schon war: Viele Menschen fliehen derzeit vor genau dem, was am Freitag in Paris geschehen ist. Umso wichtiger ist es, sich nun mit eben diesen Menschen zu solidarisieren. Das E-Book soll eine Sichtbarmachung dieser Solidarität sein, ein deutliches Zeichen, dass die Hetzer nicht die Mehrheit sind – und Menschen in der Not bei uns willkommen.

Vorbestellen könnt ihr das E-Book schon jetzt. Mehr zu den großartigen und wichtigen Texten, die wir auswählen durften, in Kürze!

Dezemberfieber: Leserunde bei LovelyBooks

Bildschirmfoto 2015-10-05 um 21.14.22Ehe hier auf meinem Blog bald wieder ein bisschen Normalität einkehrt und ich endlich Zeit finde, mal wieder einen Roman zu besprechen (Pippa Goldschmidts „Weiter als der Himmel“ übrigens), reicht es heute leider bloß zu einem Hinweis in eigener Sache: Bis einschließlich Mittwoch Abend könnt ihr euch für meine Leserunde zu „Dezemberfieber“ bei LovelyBooks bewerben – es werden zehn Exemplare verlost!

Ich bin sehr gespannt auf die Erfahrung, mich gemeinsam mit Lesern beim social reading über meinen Roman auszutauschen und hoffe auf interessante Gespräche und Diskussionen, wenn es nach der Buchmesse in der Gruppe losgeht!

Auch zwei neue Lesungstermine darf ich inzwischen verkünden: Auf die liebe Einladung des Blogs Angelika liest lese ich am 27.10. in Angelikas Büchergarten in Ruppichteroth und freue mich darauf, Angelika dort persönlich zu ihrem wahr gemachten Lebenstraum zu gratulieren! Am Tag darauf darf ich in der so schönen wie renommierten Bernstein-Verlagsbuchhandlung in Siegburg lesen – und zwar vor so illustren Gästen wie Sven Heuchert, dessen großartigen Erzählband „Asche“ ich hier bereits vor kurzem vorgestellt habe. Alle weiteren Termine gibt es hier!