Elisabeth Ruge

„Niemals aufgeben!“: Blogbuster-Sieger Torsten Seifert im Gespräch

blogbuster_torsten seifertLieber Torsten, dein Debütroman ist gerade bei Tropen erschienen, du warst zur Präsentation auf der Frankfurter Buchmesse und hast die ersten Lesungen gehalten. Wie hast du die letzten Wochen erlebt, auf die du so lange hingearbeitet und gehofft hast?

Es ist eine tolle Erfahrung. Ich hatte ganz oft das Bedürfnis, ein bisschen von der Atmosphäre, die auf der Buchmesse oder bei den Lesungen herrschte, in kleine Fläschchen abzufüllen, damit ich sie später immer mal wieder herbeizaubern kann. Speziell in Frankfurt war die Taktzahl ziemlich hoch: Interviews, Lesungen, Shootings, Partys, andere Autoren kennenlernen… Ich fand das alles sehr schön und aufregend. Danach habe ich verstanden, was gemeint ist, wenn vom Nachmesseblues die Rede ist. Auch die Lesungen in den letzten beiden Wochen haben großen Spaß gemacht. Genauso wie die Leserunde bei Lovely Books. Aktuell gibt es dazu schon mehr als 1.000 Einträge bzw. Kommentare, die sich alle mit meinem Buch befassen. Das ist überwältigend.

Bevor du es bei Blogbuster einreichtest, hattest du mit dem Manuskript von „Wer ist B. Traven?“ bereits einen weiten Weg hinter dir. Was ist vor dem Happy End alles passiert?

Die erste Fassung war schon länger fertig. Meine damalige Agentur war guter Dinge und hat das Manuskript bei einer Reihe von Verlagen angeboten. Es gab ein paar Gespräche, die recht verheißungsvoll klangen. Letztlich hat aber keiner zugegriffen. Im März 2016 ist meine Agentin überraschend verstorben. Für mich war das der Zeitpunkt, das Thema abzuschließen, deshalb veröffentlichte ich das Buch ein paar Monate später im Self-Publishing. Dass die Geschichte durch den Blogbuster noch mal so eine Wendung nimmt, hätte ich mir nicht träumen lassen.

Stimmt es, dass du eigentlich bloß aus Zufall auf Blogbuster aufmerksam geworden bist?

Ja, das kann man so sagen. Ich hatte ein paar Exemplare übrig, die auf einem falschen Papier gedruckt waren. Wegwerfen kam nicht in Frage, also habe ich einige an Blogger verschickt, in der Hoffnung, dass vielleicht jemand reinschaut und Gefallen daran findet. Tobias Nazemi hatte auch eines bekommen und schrieb mir, dass ich doch beim Blogbuster mitmachen könne. Da dürfen auch Self-Publisher teilnehmen. Also habe ich es Ende November 2016 dort eingereicht.

Wie war für dich die Zusammenarbeit mit deinem Blogger und später dem Verlag?

Tilman Winterling ist ein sehr kluger und angenehmer Mensch. Wir haben einen ähnlichen Humor. Das machte es leicht. Er hat neulich meine Buchpremiere in Berlin moderiert und kam auch bei den Zuhörern super an. Wir planen, das bei einer der nächsten Lesungen zu wiederholen. Bei Tropen bzw. Klett-Cotta fühle ich mich sehr wohl. Dort herrscht eine fast familiäre Atmosphäre. Letztlich ist das Literaturgeschäft aber nun mal ein Business und weit weniger romantisch, als es von außen betrachtet aussieht. Umso wichtiger, sich eigene Ziele zu setzen und sich daran zu messen. Ich muss mich nur ein Jahr zurückversetzen. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich mein Buch zwölf Monate später in meiner Berliner Lieblingsbuchhandlung, dem Kulturkaufhaus Dussmann, entdecke, hätte ich mitleidig gelächelt…

Die Erfolgsquote bei den AutorInnen der Longlist ist ja überraschend hoch, gleich mehrere haben der Teilnahme bei Blogbuster einen Agentur- oder Verlagsvertrag zu verdanken. Hast du manche deiner Mitbewerber eigentlich kennengelernt und verfolgst, wie es bei ihnen weitergeht?

Mit Kai und Chrizzi, die mit mir auf der Shortlist waren, stehe ich regelmäßig in Kontakt. Kai hat mich auf der Buchmesse besucht und sich schon mal angesehen, was ihn da nächstes Jahr erwartet. Sein Buch soll im Herbst 2018 bei Klett-Cotta erscheinen. Von ein paar anderen lese ich ab und an auf Facebook.

Gibt es etwas, das du den Kandidaten der nächsten Blogbuster-Staffel mit auf den Weg geben würdest?

Nehmt euch Zeit, um euch die teilnehmenden Blogs anzusehen und hört auf euer Bauchgefühl, wenn ihr euren Wunschblogger angebt. Ansonsten kann ich nur sagen: Niemals aufgeben!

Last but not least: Du bist jetzt – so sagte es auch die Jury beim Blogbuster-Event auf der Buchmesse – ein gestandener Autor. Wie geht es nach dem aktuellen Roman weiter?

Ich weiß nicht, ob ich mich selbst schon als „gestandenen Autor“ bezeichnen würde. Aber das Selbstbewusstsein ist jetzt sicher ein anderes als zuvor. Die Arbeit am nächsten Roman hat begonnen. In den nächsten ein bis zwei Jahren kommt also ganz sicher keine Langeweile auf. Es geht wieder zurück in die 30er und 40er Jahre. Mehr möchte ich allerdings noch nicht verraten.

Lieber Torsten, ich danke dir für das Gespräch – viel Erfolg mit deinem Debüt!

Blogbuster 2018

blogbusterAm Freitag ist es so weit: Nach der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr geht Blogbuster, der Literaturpreis der Blogger, auf der Frankfurter Buchmesse in die zweite Runde. Auch diesmal können sich Autoren und Autorinnen mit ihrem abgeschlossenen Romanmanuskript bei einem von 15 Bloggern bewerben und auf einen Verlagsvertrag bei Kein & Aber hoffen! Mit u.a. Denis Scheck, Isabel Bogdan oder Elisabeth Ruge ist die Hauptjury erneut prominent besetzt, auch die Blogger der Vorrunde können sich mehr als sehen lassen. Trotz geschätzter und lieber BloggerkollegInnen wie Stefan Mesch, Mareike Fallwickl oder Uwe Kalkowski – um nur einige zu nennen -, hoffe ich sehr, dass das eine oder andere großartige Manuskript auch in meinem Briefkasten landen wird – und darunter vielleicht ja auch der Blogbuster-Titel 2018!

Warum solltet ihr mir euer Manuskript schicken? Und womit könnt ihr mich überhaupt begeistern? Vielleicht gibt euch mein Vorstellungstext für Blogbuster ja einen Eindruck davon, wonach ich suche:

Das Bloggen ist nur eine meiner drei Superkräfte, mit denen ich kein Geld verdiene. Ich bin nicht nur selbst Autor, sondern seit 2011 auch Mitherausgeber der Literaturzeitschrift ]trash[pool. Nach acht Ausgaben erkenne ich inzwischen schnell, ob ein Text zu unserer Zeitschrift passt – etwa, indem er durch besondere Sprache oder Innovationsfreude besticht, mit Eigensinn oder ungewöhnlichen Perspektiven überrascht. Um einen ganzen Roman zu tragen, braucht es für mich allerdings mehr als bloß Sprache. Dort stehen für mich glaubwürdige Figuren und eine Geschichte im Vordergrund, die mehr will, als bloß zu unterhalten. Eine Geschichte, die im besten Fall menschliche oder gesellschaftliche Abgründe auslotet, ohne dabei zu moralisieren. Erzählende Autoren wie Richard Yates oder Jonathan Franzen können mich ebenso begeistern wie ein David Foster Wallace: Ein guter Roman kann komisch und deprimierend zugleich sein, experimentell und dennoch fesselnd, schlicht, aber trotzdem mit Tiefgang – Hauptsache, er löst etwas in mir aus und liegt seinem Autor spürbar am Herzen.

Am Freitag, dem 13.10. fällt der Startschuss für die zweite Staffel – und zwar um 15:00 Uhr bei Orbanism (Halle 4.1, Stand B91) auf der Frankfurter Buchmesse. Alle Infos zu den Bewerbungsformalitäten und dem Ablauf findet ihr spätestens dann auf der Homepage von Blogbuster. Ich freue mich auf eure Manuskripte!