Freude zu empfinden: Das ist dieser Tage gar nicht mal so einfach. Vielleicht spüre ich deshalb stattdessen gerade eher so etwas wie Erleichterung. Heute ist es genau ein Jahr her, seit ich die ersten Zeilen meines dritten Romans Mittnachtstraße schrieb. Es folgten ein langer Lockdown mit Schulschließung, mehrere Quarantänen, teils wiederholte Covid-Infektionen in der Familie – und dann ja auch noch diverse Schulferien und die ganz normalen Betreuungsausfälle, mit denen Eltern sich herumschlagen müssen. Keine einfachen Bedingungen, um einen Roman zu schreiben. Und trotzdem habe ich es geschafft: Vor zwei Tagen setzte ich das Wort Ende unter das Manuskript. Nun bin ich zwar nach einem Jahr voller Druck und Hindernisse bis auf auf die Knochen erschöpft, vor allem bin ich aber erleichtert – und ziemlich stolz. Darüber, dass ich es geschafft habe. Und noch viel mehr darüber, was ich da geschafft habe. Mittnachtstraße ist alles geworden, was ich mir von von dem Roman erhofft habe – aber darüber hinaus auch noch so viel mehr. Deshalb kann ich es kaum erwarten, euch bald mehr über das Buch zu erzählen. Und natürlich, dass ihr es lest: in diesem Herbst bei Voland & Quist!
Übrigens gab es dann am Tag der Fertigstellung dann doch noch einen Moment, in dem ich zumindest kurz die Weltlage vergessen und Freude empfinden konnte: Abends erreichte mich nämlich die Nachricht, dass der Förderkreis Deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg meine Arbeit an Mittnachtstraße – die natürlich längst noch nicht zu Ende ist – mit einem Stipendium fördert!
Als wäre sie einfach aus der Geschichte getilgt worden: Nicht einmal eine Gedenktafel erinnert heute noch an die unterirdisch im Wald versteckte Munitionsfabrik im österreichischen Hirtenberg, in der Didi Drobnas Protagonistin Klara 1944 freiwillig den Dienst antritt. Zusammen mit hunderten anderer Frauen setzt sie dort bis kurz vor Kriegsende tagein, tagaus abertausende Zündkapseln für die Front zusammen – eine harte Arbeit, die Klara aber durchaus mit Stolz erfüllt. Das ändert sich erst, als gleich neben der Fabrik eine Außenstelle des Konzentrationslagers Mauthausen errichtet wird. Den Arbeiterinnen werden nun Frauen aus dem KZ zugeteilt, mit denen – unter strenger, brutaler Aufsicht der SS – das gewaltige Pensum noch einmal drastisch erhöht werden soll. Dabei entstehen nicht nur Freundschaften, sondern erstmals auch Zweifel: am Endsieg, an den Klara und ihre Freundinnen lange glaubten. Vor allem aber daran, ob sie auf der richtigen Seite gestanden haben.