Kritik

Fake News #3

rudkoffsky_fake-vorschau-coverEin Update zu Fake wollte ich schon lange mal wieder schreiben, nun möchte ich das aus einem aktuellen Anlass aber nicht weiter hinauszögern. Grund dafür ist die heutige Besprechung von Fake beim Büchermarkt auf Deutschlandfunk. An sich eine sehr schöne Besprechung – zumindest bis kurz vorm Schluss, bei dem der Rezensent Jürgen Deppe als Kritik in den Raum stellt, ich würde in meinem Roman bewusst die Gefahr von Rechts verharmlosen. So bedauerlich ich diesen Eindruck finde, so vehement muss ich ihm hier aber auch (obwohl ich das normalerweise als unsouverän empfinde) widersprechen: Nichts lag mir ferner, im Gegenteil. Vielmehr wollte ich in meinem Roman über den Unschuldsverlust von sozialen Medien schreiben, über den Weg vom vermeintlich harmlosen, anonymen Frustabbau im Netz hin zu organisierten Trollarmeen – und über die realen Konsequenzen, die das für Einzelne und für unsere Gesellschaft inzwischen hat, auch im realen Leben. 

Es hat einen Grund, warum der Roman im Sommer 2015 vor der Flüchtlingskrise endet und warum ich meine zweite Hauptfigur Jan noch zu Anfangszeiten von Pegida recherchieren ließ, als der AfD-Vorsitzende noch Bernd Lucke hieß (der am Ende des Romans in einem Nebensatz vom rechten Flügel geputscht wird): Es geht eben „nur“ um den Beginn einer Entwicklung, die mit der Ermordung Walter Lübckes 2019 ihren vorläufigen und entsetzlichen Höhepunkt fand. Ich glaube auch, dass die Härte und Grausamkeit der Trollangriffe auf Jan im letzten Drittel von Fake hier eigentlich eine klare Sprache sprechen. 

Hätte ich meine Figuren – ja, auch diejenigen aus dem noch frühen Pegida-Mitläufer-Umfeld – aber ohne Empathie schwarz-weiß gezeichnet und nicht als echte Menschen, dann wäre ich der thematischen Herausforderung des Romans nicht gerecht geworden. Denn es sind echte Menschen, die Hass im Netz verbreiten, Nachbarn, Kollegen, vielleicht sogar der eigene Partner. Es sind echte Menschen, die die Polarisierung unserer Gesellschaft vorantreiben und dabei von rechten Strategen hinters Licht geführt, aufgestachelt und instrumentalisiert werden. Mit meinem Roman wollte ich vieles, aber ganz sicher nicht dieses Spiel der Polarisierung mitspielen.

Leider trübt dieser leise Vorwurf die insgesamt ja eigentlich sehr schöne und bis zu diesem Punkt positive Rezension – und ich bin froh, dass diese Lesart nach den wirklich vielen Besprechungen von Fake bislang ein Einzeleindruck ist. Aber: Es ist natürlich das gute Recht des Rezensenten, meinen Versuch, das oben stehende möglichst differenziert im Roman abzubilden, als missverständlich oder misslungen zu empfinden – darum danke ich Jürgen Deppe nichtsdestotrotz für seine Vorstellung von Fake.

Zum Glück nur eine Einzelmeinung

Frank Rudkoffsky _DSC1723Zum Glück gibt es aus den letzten Monaten aber auch weitaus Positiveres zu berichten.
So wurde Fake unter anderem im Börsenblatt, im Emotion Magazin oder vom Nürnberger Buchhändler Steffen Beutel (Buchladen am Kopernikusplatz) bei Lesart auf Deutschlandfunk Kultur empfohlen. Neben etlichen schönen Rezensionen auf Instagram landete mein Roman auch in einigen Jahresbestenlisten von Blogs, etwa bei Sounds & Books (die gelungene Rezension lest ihr hier), Lesen in Leipzig oder – sogar auf Platz 1! – bei Leselust. Ganz besonders habe ich mich im Dezember über die Podcast-Folge von Pageturner gefreut, in der sich Inaiê Macedo gleich ganze 40 Minuten mit der tollen Mareike Fallwickl über Fake unterhält – vielen Dank!

Und wer mich aus Fake lesen hören möchte, hat dazu schon ab morgen wieder die Gelegenheit, dann lese ich nämlich in der Büchergilde Buchhandlung und Galerie in Frankfurt. Am 7. Februar geht es zur Buchhandlung Lehmanns in Leipzig, wohin es mich natürlich im März auch zur Buchmesse verschlägt – und die steht mit vier Lesungen an drei Abenden noch einmal ganz im Zeichen von Fake!

Was ist das für 1 Kritik vong Internet her? Joshua Groß, Lisa Krusche und Lars Weisbrod im Gespräch bei lesen.hören 13

IMG_5136Man muss nicht die Tweets von Menschen wie CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak verfolgen, um zu wissen, was falsch läuft in der Welt. Aber es hilft. Greta Thunberg findet deutschen Kohlekompromiss „absurd“ – Oh, man… kein Wort von Arbeitsplätzen, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit. Nur pure Ideologie. Arme Greta! Das komplette neoliberale Weltbild in a nutshell – Hut ab. Das kann, das sollte man kritisieren. Genau wie die AfD, wie Trump, die Brexiteers, die skrupellosen Konzerne, die ausbeuterischen Startups oder all die anderen Endgegner, die unsere Gegenwart zu der moralischen Bankrotterklärung machen, die sie nun mal ist. Allein: Es bringt nichts. Das jedenfalls meinen die Macher der Anthologie Mindstate Malibu. Kritik ist auch nur eine Form von Eskapismus, die Texte von Autoren wie Clemens Setz und Leif Randt oder Twitter-Künstlern wie Kurt Prödel, Startup Claus und Dax Werner vereint – und zu dem Schluss kommt, „dass der Neoliberalismus die Ablehnung, die ihm entgegenschlägt, bereits mitdenkt und nur mit und aus sich selbst heraus geschlagen werden kann.“ Klingt nach schwerer Kost? Ist tatsächlich aber ebenso komisch wie klug.

„Hier entsteht eine Generation junger Künstler, die eine neue Sprache und neue Formen suchen, um die Gegenwart zu erfassen“, glaubt lesen.hören-Programmleiterin Insa Wilke. Deshalb lud sie den Mitherausgeber des Bandes, Joshua Groß, und die Autorin Lisa Krusche ein, um im Jungen Nationaltheater gemeinsam mit dem Twitter-affinen ZEIT-Redakteur Lars Weisbrod über das Phänomen hinter Mindstate Malibu zu sprechen. „Besonders bei Twitter haben wir es mit neuen Sprachcodes zu tun, einem Mix aus Anspielungen und Versatzstücken etwa aus der Business-Sprache“, erklärt Weisbrod zu Anfang. Wie das im Konkreten aussieht? Die Stichworte sind Überaffirmation, Rekontextualisierung, Power-Dada. Etwa, indem sich in Tweets Inhalte zu Eigen gemacht werden, die eigentlich abgelehnt werden. Aber in schlecht. „Neoliberale Strategien werden zugespitzt und durch die Übersteigerung gebrochen“, sagt Lisa Krusche, die in Hildesheim literarisches Schreiben und in Braunschweig Kunstgeschichte studiert. Ganz neu sei das Konzept natürlich nicht, subversive Affirmation und Kommunikationsguerilla habe es schließlich bereits in den 60ern gegeben – das Internet habe die Form allerdings stark verändert. Vor allem ist es dort lustiger: „Es ist ermüdend, immer nur zu kritisieren – es darf auch Spaß machen.“ 

„In den letzten Jahren war das Schlagwort der merkelschen Alternativlosigkeit prägend“, sagt Herausgeber Joshua Groß, der 2018 als Autor beim Bachmann-Preis las. „Aber man kann Gegenwart auf sprachlich-ästhetischer Ebene anders denken.“ Etwa, indem man den vermeintlich motivierenden Tweet eines ausbeuterischen Startup-Chefs eins zu eins kopiere, dabei aber Fehler einbaue: „Das zeigt, dass an der Message etwas nicht stimmt.“ Für Krusche ist eine solche Rekodierung auch eine Form des Empowermemts, als Beispiel nennt sie die Instagrammerin Signe Pierce, die Geschlechterklischees auf die Spitze treibt und auf diese Weise hinterfragt: „Durch eine Rekontextualisierung schaue ich anders auf die Dinge. Man muss bloß einen Bruch, einen Riss einbauen.“

Nur: Warum muss das alles so trashig sein wie etwa das Musikvideo von Twitter-Autor Kurt Prödel, den sogar Clemens Setz als Vorbild nennt? Ist das nichts weiter als ein postmodernes Spiel mit Ironie? „Natürlich ist das ironisch“, sagt Groß. Es sei zugleich aber auch Kunst: „Wir leben in einer Zeit, in der wir immer performen müssen, keinen Makel haben dürfen. Das ist ein Bruch damit.“

„Wir brauchen eine utopische Kritik“

Am Beispiel des Rappers Money Boy zeigt sich dagegen, dass das Spiel mit Überaffirmation auch zu weit gehen kann. Der harte und ziemlich dämliche Gangster-Rapper ist eine Kunstfigur, in Wahrheit hat Sebastian Meisinger nicht nur einen Uni-Abschluss, sondern sogar seine Diplomarbeit über Rap und dessen Auswirkungen auf Jugendliche geschrieben. Dass er mit seinen frauenverachtenden Texten nur bekannte Klischees aufgreift, ändere jedoch nichts an ihrer negativen Wirkung, findet Lisa Krusche. Auch Groß glaubt, dass sich Meisinger inzwischen nicht mehr von der Kunstfigur trennen lasse: „Das ist wie bei Udo Lindenberg miteinander verschmolzen.“ Bei aller ironischen Überaffirmation darf der Ernst also nicht nicht gänzlich auf der Strecke bleiben. Joshua Groß bringt das im Twitter-Duktus auf den Punkt: „Nur wenn durch alle Ironie-Layer ein struggle durchscheint, ist es ein guter Tweet.“

Mit alles verneinender Kritik ist es für ihn ohnehin nicht getan. „Was wir brauchen, ist eine utopische Kritik. Entscheidend ist die Frage, wie wir in dieser Welt leben wollen“, so Groß. In diese Kerbe schlägt auch das Manifest des Podcast-Duos Creamspeak aus Mindstate Malibu, das zwischen den Gesprächen von Johannes Bauer, einem Schauspieler vom Jungen Nationaltheater, mit Verve vorgetragen wird: Ein sehr komischer und kluger Text über die Götter, die wir uns ausdenken, weil wir glauben, sie zu brauchen. Als wir den biblischen „Schlechte-Laune-Influencer“ hinter uns ließen, ersetzten wir ihn durch neue Götter wie Prestige, Leistung, Geld, einen Master in BWL. Paul Ziemiak gefällt das. Bleibt eigentlich nur noch eine Frage: Tschuligom, was letzte preis?


Mindstate Malibu. Herausgegeben von Joshua Groß, Johannes Hertwig und Andy Kassier in Zusammenarbeit mit dem Institut für moderne Kunst Nürnberg. Erschienen bei Starfruit Publications, 320 Seiten. Zwei sehr lesenswerte Rezensionen zum Buch sind in der Süddeutschen und der ZEIT erschienen.

Heimat der Toten. Über „Das Feld“ von Robert Seethaler

Robert Seethaler - Das FeldGleich 29 Verstorbene lässt Robert Seethaler in seinem Roman „Das Feld“ zurück auf ihr Leben blicken und verknüpft ihre Geschichten zu einem bewegenden Kleinstadtporträt. Ein Roman so vielfältig, traurig und schön wie das Leben selbst.

Die letzten Worte eines Menschen: Da denkt man an Pathos und Reue, an finalen Erkenntnisgewinn und überhöhte Einsichten in das, was im Leben wirklich zählt. Man denkt an moralische Belehrungen, an Kitsch. Und an Autoren, die aus diesem Stoff einen esoterischen Roman voller spontan mit Weisheit gesegneter Besserwisser gemacht hätten. Nicht so Robert Seethaler. Die toten Paulstädter, die er in Das Feld zu Wort kommen lässt, wissen es nicht besser. Anstatt von einer höheren Warte aus zu erzählen, bleiben sie auch zwei Meter unter der Erde noch immer, wer sie zu Lebzeiten waren. Die alltäglichen Kämpfe haben sie zwar hinter sich gelassen, auch scheinen alle ihren Frieden mit dem Tod gemacht zu haben, weiser ist allerdings keiner von ihnen geworden. Weder hat der korrupte Bürgermeister aus seinen Fehlern gelernt, noch bereut der Bauer mit dem schlechten Boden die lebenslange Vergeblichkeit seines Tuns. Ein Vater gibt seinem Sohn Ratschläge aus dem Jenseits, die kaum über Renovierungstipps hinausgehen, eine alte Frau blickt auf ihre 67 Liebhaber zurück, während eine andere für ihre Mitbürger bloß noch ein einziges Wort übrig hat: „Idioten“.

Selbstgespräche auf dem Friedhof

29 zumeist einfache Menschen, darunter Alte wie Kinder, Einfältige wie Kluge, Zufriedene wie Ruhelose lässt Robert Seethaler in Das Feld nach ihrem Tod sprechen. Doch die wenigsten wenden sich an die Lebenden. Vielmehr führen sie Selbstgespräche, sie klammern sich zwar nicht an ihr Leben, sehr wohl aber an das, was es einmal ausmachte. Manche erinnern sich ans Sterben, andere ziehen Bilanz, die meisten aber bleiben wenigen Augenblicken verhaftet, die sie in besonders intensiver Erinnerung behielten – und sei es bloß ein unbeschwerter Tag in ihrer Kindheit. Jeder erzählt von dem, was er in seinem Leben als besonders wichtig oder prägend empfand. Von einem Gefühl, einem Moment, einer Person.

„Ein Sonntag ohne dich war nicht vollständig. Dich lieben, dann neben dir liegen, im Bett, im Gras, im Schnee. Das war alles.“

Die kurzen Episoden sind nur lose miteinander verknüpft und auch nicht chronologisch geordnet, und doch vermitteln sie, je mehr Menschen man aus Paulstadt kennenlernt, ein immer präziseres Bild vom Leben in diesem Ort. Irgendwann glaubt man sie zu kennen, die Paulstädter, man nimmt Teil an ihrem Alltag und kennt die Gerüchte und Geschichten, die sie sich erzählen, die kleinen und großen Katastrophen, die Beziehungen untereinander. Man nickt wissend, wenn von Pfarrer Hoberg und seiner brennenden Kirche oder dem eingestürzten Einkaufszentrum die Rede ist, von den Verlierern abends am Tresen im Goldenen Mond oder dem Kind im Sumpf. Indem Robert Seethaler aus den Leben dieser Menschen erzählt, erzählt er zugleich vom Leben in ihrer Stadt. Das Feld ist kein Porträt von 29 Verstorbenen. Es ist das Porträt einer ganzen Gemeinde, ein Heimatroman – umso wehmütiger stimmt dann auch der Abschied aus Paulstadt nach der letzten Seite. Schließlich hatte man sich hier gerade erst eingelebt.


Robert Seethaler: Das Feld. Erschienen bei Hanser Berlin und als Lizenzausgabe bei der Büchergilde, 240 Seiten. Diese Rezension erschien zuerst im Magazin der Büchergilde 1/2019 – erhältlich auch als kostenloses PDF zum Download.

Aus den Fugen. Über „Bungalow“ von Helene Hegemann

IMG_3998Seit dieser Woche ist die Shortlist für den Deutschen Buchpreis bekannt und keiner meiner vier Titel ist noch im Rennen. Damit bin ich nun wohl offiziell die lame duck unter den Buchpreisbloggern – und kann mich bei den verbliebenen Büchern eigentlich nur noch fragen: Woran lag’s?

Bungalow von Helene Hegemann machte mich vor allem deshalb neugierig, weil ich bislang partout keinen ihrer Romane lesen wollte. Die Gründe lagen für mich auf der Hand, damals beim Debüt. Da war der aufgepumpte Hype um Axolotl Roadkill, der in mir die für Hypes üblichen Abwehrreflexe weckte. Da war der allzu prominente Name, der bei mir grundsätzliche Skepsis, als zu diesem Zeitpunkt noch unveröffentlichtem Autor aber sicher auch ein wenig Neid hervorrief. Da war das Buch selbst, das, soweit ich es anhand von Auszügen beurteilen konnte, nichts weiter als krass sein wollte. Und nicht zuletzt war da der Plagiatsskandal, der mich abschreckte – die Art und Weise, wie sich Hegemann bei anderen Künstlern bedient hatte, war schließlich nicht einfach nur naiv gewesen. Sondern dreist. Acht Jahre und zwei Romane später gab es aber nun zwei gute Gründe, Helene Hegemann mit Bungalow eine Chance zu geben: Hanser als Verlagshaus und die Nominierung für den Deutschen Buchpreis.

Nach dem Klappentext erwartete ich eine prekäre Coming of Age-Geschichte vor dem Hintergrund einer drohenden Apokalypse, nach den ersten paar Dutzend Seiten jedoch eher einen bemüht krassen Roman, der zwar bedeutungsschwanger daherkam, am Ende aber wenig Substanz hatte. Kurzum: Ich erwartete meinen ersten Verriss als Buchpreisblogger. Gleich auf der ersten Seite begegnen wir der Teenagerin und Ich-Erzählerin Charlie beim Sex mit dem erwachsenen Georg, dessen Frau Maria gerade gelangweilt fernsieht, die Szene eskaliert kurz in Gewalt und löst sich dann harmlos wieder auf. Die Welt ist längst im Arsch, womöglich hat es eine Umweltkatastrophe gegeben, einen Krieg vor unserer Haustür, nichts Genaues weiß man nicht, das bleibt den Lesern des Buches anfangs aber genauso egal wie seinen nihilistischen Figuren. Vieles ist einfallsreich an den ersten Kapiteln von Bungalow, immer wieder streut Hegemann clevere oder irritierende Details ein, die zunächst überraschen und amüsieren, dann aber bloß reiner Selbstzweck ohne Kontext, ohne Bedeutung bleiben. Oft denkt man an futuristische Mode, die sich als Alufolie entpuppt: Es knistert und glänzt an allen Ecken, ist letzten Endes aber dann doch ziemlich dünn. Auch die Struktur von Bungalow macht den Einstieg nicht leichter. Charlie berichtet nicht nur von ihrem toxischen Verhältnis zu den reichen Nachbarn Georg und Marie, sondern taucht auch mit unglaubwürdiger Detailkenntnis in deren Vergangenheit ein. Die Erzählhaltung wird erst schlüssiger, als sich die Perspektive auf Charlies eigenes Leben verengt – und der Roman zu meiner Überraschung plötzlich richtig gut wird.

Zeichen des Niedergangs

Im weiteren Verlauf erzählt Charlie aus ihrer frühen Jugend, schon damals war die Welt nicht mehr in Ordnung, aber noch nicht vollends aus den Fugen geraten. Gemeinsam mit ihrer Mutter, einer schweren Alkoholikerin, deren psychische Aussetzer immer häufiger und länger werden, lebt sie in einem Hochhaus mit Blick auf die Bungalows der Reichen, die Charlie um ihr Leben beneidet. Lässt sich ihre Armut anfangs noch kaschieren, wird die Verwahrlosung der Familie mit jedem Schuljahr offensichtlicher. Das Geld fürs Essen reicht gerade mal bis zur Mitte des Monats, die Kraft zur Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Normen irgendwann nicht einmal mehr für eine Dusche. Die Eskalationen werden immer häufiger, irgendwann stehen sich Charlie und ihre Mutter sogar mit dem Messer gegenüber. Angesichts des Niedergangs allerorten schlagen sie sich aber noch beachtlich gut: Die Stadt ist voller Tierkadaver und Selbstmörder, andauernd wird von blutigen Geiselnahmen und Anschlägen berichtet, sogar von Krieg ist immer öfter die Rede. Und so ist es kein Wunder, dass Iskender, Charlies altkluger, von Kung Fu träumender bester Freund, eine immer kleinere Rolle in ihrem Leben spielt, als das schillernde Paar Georg und Maria in einen der Bungalows zieht. Schnell kippt Charlies Faszination für die beiden in eine Besessenheit, die an Stalking grenzt.

Was anfangs noch nervte, funktioniert im Verlauf des Romans immer besser. Die verschrobenen Details wirken nicht mehr aufgesetzt, sondern erfüllen einen Zeck, fügen sich ins Gesamtbild ein. Helene Hegemann beschreibt in Bungalow nicht nur das Auseinanderdriften der Kluft zwischen Arm und Reich, sondern auch eine Gesellschaft, die den Kipppunkt in Richtung Niedergang bereits überschritten hat – alles ist längst in Auflösung begriffen. Während die einen noch fürchten, dass die Welt, wie wir sie kennen, vor die Hunde geht, können es die anderen kaum erwarten:

„Ich erinnere mich, wie ich irgendwann eine Politikergattin im »Frühstücksfernsehen« darüber reden sah, dass sie ein langes, freies Leben wolle, für sich und alle anderen Menschen, und wie wichtig es sei, Geld zu spenden an Umweltorganisationen und so, und ich dachte nur, dass das klar ist, dass Leute, die Interviews im Fernsehen geben […], die genug zu tun haben, um irgendwas an dieser Welt paradiesisch finden zu können, dass die Organisationen unterstützen, die sich für den Fortbestand ebendieser Welt starkmachen. Wie bei einer tollen Villa, in der jemand lebt, der will nicht, dass die abfackelt oder einstürzt, aber Leute in termitenbefallenen Bretterverschlägen oder ich im Wohnzimmer, das nach Vinylchlorid und modernder Zersetzung stinkt und von dem aus ich in Fenster sehen kann, hinter denen Duftkerzen für achtzig Euro aufflackern, Sandelholz, Leder, Honig, Kräuter, wir konnten nur Zerstörung wollen, oder uns zumindest heimlich danach sehnen. Du musst nicht hungern, um dir eine gewaltvolle Umwälzung der Verhältnisse herbeizuwünschen, du musst dich langweilen. Klanglos vor dich hin versanden und ahnen, dass diese Welt dich nicht nötig hat.“

Diese Zeilen sind nicht nur treffend für die dystopische Zukunftsvision, die Helene Hegemann in Bungalow entwirft. Sie fangen ebenso gut den aktuellen Zeitgeist ein, in dem die Wut der Abgehängten – oder jenen, die sich als solche empfinden – sowohl hierzulande als auch weltweit eine immer größere Wucht entwickelt. Trotz vieler starker Momente gerade in der zweiten Hälfte fehlt Bungalow etwa die kompositorische Klasse und inhaltliche Tiefe von Franziska Hausers Die Gewitterschwimmererin, das definitiv einen Platz auf der Shortlist verdient gehabt hätte. Nichtsdestotrotz hinterlässt Helene Hegemanns dritter Roman einen bleibenden Eindruck – und die Erkenntnis, dass es sich lohnt, seine Scheuklappen hin und wieder abzulegen.Buchpreisblogger_Banner1500x500


Helene Hegemann: Bungalow. Erschienen bei Hanser Berlin, 288 Seiten.

Appell zur Geistesgegenwart. Über Roger Willemsens „Wer wir waren“

Wer wir waren - Roger WillemsenEhe er starb, wollte Roger Willemsen unsere Gegenwart aus der Perspektive der Zukunft beleuchten. Seine Zukunftsrede ist deshalb zu seinem Vermächtnis geworden: eine scharfsinnige und weitsichtige Analyse unserer Zeit.

Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Hoffnungsvolle Utopien sind längst aus der Mode gekommen, haben Platz gemacht für Weltuntergangsszenarien und Kulturpessimismus. Anscheinend haben uns Trump, Brexit und eine AfD im Bundestag das letzte bisschen Optimismus ausgetrieben. Die jüngste große Zukunftsvision? Ein Reinfall mit böser Pointe: Hofften wir vor ein paar Jahren noch auf soziale Medien als Chance für die Demokratie, sehen wir nun hilflos dabei zu, wie ihnen stattdessen die Wahrheit zum Opfer fällt und sie ausgerechnet einem neuen Nationalismus Vorschub leisten. Aber auf eine Gewissheit ist Verlass: Früher war alles besser, schon immer.

„Wenn man es genau bedenkt, ist vom Anfang aller Tage an alles immer schlechter geworden. Luft und Wasser sowieso, dann die Manieren, die politischen Persönlichkeiten, der Zusammenhalt unter den Menschen, das Herrentennis und das Aroma der Tomaten.“

Vielleicht ist es genau dieser leicht spöttische, unaufgeregte Ton, der uns in dieser an vergifteten Debatten und Dauerkrisen übersättigten Zeit am meisten fehlt. Einer wie Roger Willemsen hätte uns mit seiner Klugheit und Geistesgegenwart ein wenig Orientierung geben können und dabei geholfen, die Themen unserer Gegenwart besser einzuordnen. Willemsen war einerseits ein intellektueller und präziser Beobachter der Gesellschaft, wurde im gleichen Maße aber auch für seine Neugier, seine Offenheit, seinen Witz geschätzt. Er konnte sich vortrefflich über die Welt und die Zeit, in der wir leben, amüsieren, war bei aller Ironie aber nie überheblich oder belehrend, sondern immer auch ein überzeugter Moralist und Menschenfreund.

Sein letztes Buch sollte Wer wir waren heißen und unsere Gegenwart aus der Perspektive der Zukunft betrachten – einer Zukunft, die der Autor selbst nicht mehr erleben durfte. Roger Willemsen starb 2016 an Krebs, das Buch hat er vor seinem Tod nicht mehr schreiben können. In seinen letzten Reden vor der Erkrankung jedoch hat Willemsen einige der zentralen Gedanken bereits vorgestellt. Die „Zukunftsrede“ aus dem Juli 2015, auf der dieses letzte Buch nun basiert, ist deshalb zu einem vielleicht nicht beabsichtigten, aber nicht unpassenden Vermächtnis geworden.

Wer wir waren ist ein melancholischer Blick auf die Flüchtigkeit unserer Gegenwart, die dank virtueller Nebenschauplätze immer zersplitterter, immer beschleunigter, immer simulierter wird. Wir leben im Zeitalter der ständigen Ablenkung und verlieren unseren Fokus im medialen Grundrauschen, sind trotz permanenter Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken immer seltener tatsächlich anwesend. Viele der Themen und Phänomene, die drei Jahre nach seiner Rede unseren Alltag prägen, nimmt Willemsen bereits mit Scharfsinn und Weitsicht vorweg:

„Jedes Jahr dämmert ein neues Jahr 1984 und dann ein neues Jahr 2000, eine neuere Zukunftsformel haben wir noch nicht. Wir werden diese Zukunft aber auch daran erkennen, dass die Grenzen zwischen dem Original und der Simulation immer stärker verschwimmen.“

Trotz Willemsens kritischer Analyse unserer digitalen Welt ist Wer wir waren alles andere als ein kulturpessimistisches Pamphlet, sondern vielmehr ein Appell zu Aufmerksamkeit und Fokus, ein Appell dazu, innezuhalten und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Vor allem eines wird nach der Lektüre seiner „Zukunftsrede“ deutlich: Vielleicht war früher nicht alles besser, die Welt aber ist ohne Roger Willemsens Scharfsinn und seinen Witz auf jeden Fall ein wenig ärmer.


Roger Willemsen: Wer wir waren. Erschienen bei S. Fischer sowie als Lizenzausgabe im aktuellen Programm der Büchergilde, 64 Seiten. Diese Besprechung erschien erstmals im Magazin der Büchergilde in Ausgabe 3/18 – hier entlang zum kostenlosen Download!

Tatsächlich Gold. Über „Stromland“ von Florian Wacker

Florian Wacker - StromlandEigentlich fing sie ganz gewöhnlich an, die Erzählung, die uns Florian Wacker für die siebte Ausgabe von ]trash[pool geschickt hatte: Ein Mann kauft sich in Deutschland Tacos in einer Burrito-Bude und lässt seiner Fantasie dabei freien Lauf: „Ich stelle mir manchmal vor, dass der Burrito-Mann verzweifelt nach einem Schatz sucht, so wie die spanischen Eroberer in Brasilien, in Chile und in Ecuador danach suchten und außer einigen winzigen Klümpchen nur die Malaria fanden. Ich stelle ihn mir vor mit einer Hellebarde, mit dem typischen Helm der Konquistadoren, so steht er am Bahnhof und hält Ausschau, und wenn ein Güterzug mit Kupferrollen vorbeifährt, springt er auf, um das seltene Metall an sich zu reißen.“ Plötzlich wechselt in Gold jedoch die Perspektive, springt Florian Wacker von einer Figur zur nächsten und spannt einen Bogen vom Burrito-Verkäufer zu einem Geschäftsmann, der sich Gedanken um die schwankenden Goldpreise macht, zu Abenteuerurlaubern und Goldschürfern in Südamerika. Eine virtuos verschachtelte, teils absurde Erzählung, deren letzter Satz mein Urteil als ]trash[pool-Herausgeber bereits vorwegnahm: „Gold, denke ich, es ist tatsächlich Gold.“

Umso mehr freute ich mich über die Vorschau zu Florian Wackers drittem Buch Stromland: Von einer Reise ins Herz der Finsternis war darin die Rede, von Glücksjägern und Abenteurern in den Tiefen des tropischen Regenwalds, vom Sinnsuchen und sich Verlieren. Wacker hatte sich also offensichtlich noch intensiver mit dem Thema seiner Erzählung auseinandergesetzt – und obendrein einen Roman geschrieben, mit dessen Schlagwörtern man mich nur allzu leicht ködern kann. Schon ging es mir wie manchen seiner Figuren: Die Gier nach Gold war geweckt. Niemand, der ein Nugget findet, gibt sich damit zufrieden. Aber kaum ist die Gier geweckt, setzt die Vernunft aus – genau das ist es ja, was so viele am Amazonas und anderswo in der Welt schon ins Verderben stürzte.

Auf der Suche nach einem verschollenen Bruder

Die Gefahr, von Stromland enttäuscht zu werden, war also groß. Nach den ersten Seiten wurde die Fallhöhe nicht gerade kleiner: Wackers bildhafte und sinnliche Beschreibungen des peruanischen Regenwalds riefen sofort Erinnerungen an meine eigenen Treks im thailändischen Dschungel wach, zogen mich in ihren Bann wie all die Verheißungen von Reichtum und Glück, die die beschriebenen Konquistadoren ins Niemandsland des Amazonasdeltas trieben und zumeist bloß den Tod finden ließen. Zeitsprünge über mehrere Jahrhunderte und die vielen Figuren zu Anfang erweckten, obwohl unterhaltsam und spannend geschrieben, aber auch den Eindruck einer fordernden, vielleicht sogar beschwerlichen Reise. Tatsächlich folgt dem ersten Teil mit historischen Schlaglichtern jedoch ein überraschend geradliniger Plot über die Suche nach einem verlorenen Bruder.

Irinas Zwillingsbruder Thomas war Kameramann bei Werner Herzogs Aguirre, der Zorn Gottes mit Klaus Kinski – für den leidenschaftlichen Cineasten ein erfüllter Lebenstraum, zugleich aber auch eine Art spirituelles Erweckungserlebnis. Fasziniert von der ungebändigten Natur blieb er nach dem Ende der Dreharbeiten in Peru und ließ sich zunächst treiben, lebte einfach in den Tag hinein. Schon bald zog es ihn, auf der Suche nach Sinn und einem alten Mythos, aber immer tiefer in den Regenwald hinein. Irgendwann hörten die zunehmend esoterischen Briefe, die er Irina schrieb, einfach auf: Thomas war verschwunden. Jahre später reist Irina gemeinsam mit ihrem Freund Hilmar nach Iquitos, um nach ihm zu suchen. Die wenigen Spuren, die Thomas dort hinterlassen hat, versanden allerdings schnell, auch ehemalige Weggefährten ihres Bruders verweisen bloß auf den Dschungel, aus dem schon so viele vor ihm nie zurückgekehrt waren. Irina aber ist fest entschlossen, Thomas ausfindig zu machen. Sie schlägt, den Hinweisen aus seinen Briefen folgend, mit Hilmar denselben Weg ein wie einst ihr Bruder – und reiht sich damit in die Riege derer ein, die schon seit Jahrhunderten in die so lebendige wie lebensfeindliche Region aufbrachen, um dort etwas zu finden: Gold. Land. Naturvölker, die es zu missionieren galt. Spiritualität. Oder eben: einen verschollenen Zwilling. Die meisten zahlten einen hohen Preis für ihre Unvernunft und Gier, fanden im Dschungel nichts als Siechtum, Wahnsinn und Tod.

Jedes Puzzleteil ein Nugget – auch für den Leser

Auch Irina und Hilmar müssen schnell feststellen, dass im Urwald ganz eigene Gesetze herrschen – und dass die größte Gefahr zumeist vom Menschen ausgeht. Sie begegnen nicht nur Ureinwohnern, die friedlich im Einklang mit der Natur leben, sondern auch wahnsinnig gewordenen Goldschürfern, Escobars Drogenhändlern im Kampf ums weiße Gold, Nachfahren deutscher Einwanderer, die seit Jahrhunderten mit allen nötigen Mitteln um ihr Land und ihr Überleben kämpfen. Besonders Letztere stehen bald im Zentrum des Romans: Mit den Wilhelmis, die sich inmitten des Regenwalds in einer deutschen Siedlergemeinschaft gegen den Zeitgeist behaupten und dabei – wenn auch unter anderen Vorzeichen – ein bisschen an die Aussteigerkommune in Alex Garlands Der Strand erinnern, schließt sich auch der Kreis zu den historischen Schlaglichtern des ersten Teils. Hier, glaubt Irina, hat sich ihr Bruder Thomas zuletzt aufgehalten – und doch will ihn niemand aus der gastfreundlichen Großfamilie je gesehen haben. Die Suche nach Thomas lässt Irina keine Ruhe und wird zusehends zur Besessenheit, genau wie er will sie immer tiefer in den Dschungel vordringen und nicht eher aufgeben, ehe sie ihn gefunden hat. Jedes Puzzleteil, das sie in Erfahrung bringen kann, ist wie ein Nugget, das ihre Gier nach Wahrheit umso stärker anfacht.

Und genauso ging es mir mit den Seiten dieses Romans: Ich wollte, ich konnte das Buch einfach nicht mehr weglegen. Stromland ist ein Unterhaltungsroman im allerbesten Sinne und dank grandioser Atmosphäre und überraschender Wendungen das Spannendste, was ich seit Langem gelesen habe. Gold, dachte ich beim Zuklappen von Stromland deshalb zufrieden, es ist tatsächlich Gold. Und zwar kein Nugget. Sondern ein ganzer Barren.


Florian Wacker: Stromland. Erschienen im Berlin Verlag, 352 Seiten. Eine weitere schöne Besprechung des Romans ist bei Zeichen & Zeiten erschienen. Ausgabe 7 der Literaturzeitschrift ]trash[pool mit Florian Wackers Erzählung „Gold“ kann gerne über das Kontaktformular meines Blogs bestellt werden, ist aber auch digital als PDF bei duotincta erhältlich. 

Ausgeliefert. Über „Im Herzen der Gewalt“ von Édouard Louis

Édouard Louis - Im Herzen der GewaltÉdouard hat es geschafft. Noch ist er zwar nicht der große Starautor mit dem gefeierten Debüt, aber das verhasste Leben in der französischen Provinz, über das er in Das Ende von Eddy schrieb, hat er endlich hinter sich gelassen. Er ist weg aus der Kleinstadt, in der man ihn so viele Jahre aufgrund seiner Homosexualität erniedrigte, weg von der Familie, die sein Wesen eher duldete und deckte, als es zu akzeptieren. In Paris kann Édouard er selbst sein, kann ein offenes Leben als Schwuler führen, als Intellektueller und Bohème. Den Kontakt zu seiner Familie hat er weitestgehend abgebrochen, stattdessen verbringt er seinen Heiligabend lieber mit Freunden. Es ist ein weinseliger Abend mit guten Gesprächen, man schenkt einander Bücher und ständig nach; als Édouard spät nachts alleine nach Hause geht, ist er angetrunken und müde, trotzdem lässt er sich auf der Straße von einem jungen Franzosen mit algerischen Wurzeln in ein Gespräch verwickeln und nimmt ihn nach anfänglichem Zögern mit in seine Wohnung. Ein harmloser Flirt mit brutalen Konsequenzen: Die Nacht mit Reda ist zunächst von Zärtlichkeit und Leidenschaft, in den intimen Gesprächen sogar von echter Nähe geprägt. Als Édouard seinen Gast jedoch beim Klauen erwischt, eskaliert die Situation plötzlich. Überfordert von der Situation erwürgt ihn Reda beinahe, schließlich zückt er eine Waffe und vergewaltigt ihn brutal.

Diese Nacht hat Édouard Louis wirklich erlebt. Sein zweiter Roman Im Herzen der Gewalt ist die autobiografische Aufarbeitung von endlosen Stunden in Todesangst, die intime Auseinandersetzung mit einem Trauma, das ihn noch lange über diese eine Nacht hinaus gefangen hielt. Der Roman ist zugleich aber auch eine Reflexion über die vielen unsichtbaren Formen von Gewalt und ihren Folgen.

Eine Reflexion über die Formen von Gewalt

Gewalt bedeutet für Édouard Louis Fremdbestimmung und Zwang, bedeutet das Gefangensein in einer Situation, aus der man nicht entkommen kann. Auch nachdem Reda längst aus seiner Wohnung verschwunden ist, bleibt Édouard den Folgen dieser Nacht ausgeliefert. Nicht nur, dass er ständig über sie reden, dass er sich und anderen wieder und wieder das Erlebte vor Augen führen muss. Nicht nur, dass er psychisch die Hölle durchmacht, er sich und seine Wohnung geradezu zwanghaft von Reda zu reinigen versucht. Édouard ist auch gezwungen zur nebenwirkungsreichen Aidsprophylaxe, gezwungen zu Aussagen gegenüber gleich mehreren Polizeidienststellen, gezwungen zu Besuchen bei Psychologen und Ärzten mit demütigenden Untersuchungen. Das Gefühl, einer fremden Gewalt ausgeliefert zu sein, reißt für Édouard einfach nicht ab. Selbst die eigenen Gedanken entziehen sich seiner Kontrolle: Auf einmal zwingen sich ihm genau jene rassistischen Vorurteile auf, die er früher stets verachtete.

Irgendwann zieht Édouard die Reißleine. Er muss ausbrechen aus seinem zehrenden Gedankenkarussell und endlich Abstand von jener Nacht gewinnen. Also kehrt er ausgerechnet dorthin zurück, von wo er einst geflohen ist, und besucht seine Schwester in der Provinz. Im Roman lässt er sie große Teile der Ereignisse in einem belauschten Gespräch mit ihrem Mann rekapitulieren – ein erzählerischer Kniff, der es ihm erlaubt, mit seiner persönlichen Perspektive zu brechen und sich selbst in Frage zu stellen. Die erneute Konfrontation mit seiner Vergangenheit führt aber auch zu einer Auseinandersetzung mit den vielen unsichtbaren Formen von Gewalt und deren Folgen. Opfer von Gewalt ist für Édouard Louis auch, wer in einem Dorf lebt, in dem einen jeder hasst. Wer – wie seine Mutter – finanziell gezwungen ist, Menschen zu pflegen, die ihre Scheiße an Gardinen schmieren. Oder wer wie Reda tagtäglich Vorurteilen ausgesetzt ist und nie eine Chance auf ein anderes Leben hatte. Deshalb hat Édouard Verständnis für Reda, obwohl er ihn fürchtet. Auch er war in jener Nacht bloß gefangen in seinen Mustern und seiner Angst.

Entsetzen und Empathie

Im Herzen der Gewalt ist ein ehrliches, ein dringliches Buch, das dank Édouard Louis’ dichter Sprache einen starken Sog entwickelt, obwohl der Plot bloß um diese eine Nacht und deren Folgen kreist. Der Roman ist gleichermaßen von Empathie als auch von tief empfundenem Entsetzen geprägt: Man spürt in jeder Zeile das Trauma und die Angst, trotzdem macht es sich Édouard Louis nicht so leicht, seinen Peiniger einfach bloß zu verurteilen. Es wäre verlockend einfach, die Welt in schwarz und weiß, gut und böse, richtiges und falsches Leben aufzuteilen – aber genau diese Ignoranz ist es, die Louis’ mit seiner Flucht aus der Kleinstadt einst hinter sich lassen wollte. Mit seinem Roman über jene traumatische Nacht hat er sich aus der Ohnmacht befreit und die Rollen zwischen Reda und sich vertauscht: Als Romanfigur ist der echte Reda ihm und seiner Erzählung ausgeliefert, praktisch also in seiner Gewalt. Louis hätte ihn zum Psychopathen, zum Schwerverbrecher, zum Musterbeispiel für die Warnungen von Le Pen & Co stilisieren können. Stattdessen hat er sich für Empathie entschieden. Und für echte Größe.


Édouard Louis: Im Herzen der Gewalt. Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Erschienen bei S. Fischer, 224 S.

Mad Men: „Alles über Heather“ von Matthew Weiner

Matthew Weiner - alles über heatherUnd schon wieder ist es passiert: Der Buchmarkt ist tot. Diesmal wirklich. Also so richtig. Schuld sind all diese neuen herausragenden Serien, die ja eigentlich den guten alten Roman zum Vorbild haben, schuld sind Netflix und all die Bingewatcher da draußen, die weder Lust auf die hundertsiebenundachtzigste Marvelverfilmung noch auf den nächsten zielgruppenformatierten Krimischmöker mit bereits von elf anderen Verlagen erprobtem Coverdesign haben. Vielleicht wollte Matthew Weiner also lieber noch schnell ein Buch schreiben, solange es noch welche gibt. Vielleicht ist er aber auch einer dieser Visionäre, die wissen, wann man antizyklisch denken muss, und hat den nächsten großen Hype – das Comeback des totgesagten Buchs – zur rechten Zeit antizipiert. Vielleicht, ganz vielleicht hat Matthew Weiner aber auch einfach nur eine gute Geschichte erzählen wollen und dafür das Medium gewählt, das für sie am besten geeignet war. Soll es ja geben.

Matthew Weiner, das sollte man wissen, ist nämlich eigentlich Serienautor. Unter anderem schrieb er an der Mutter aller modernen Serien, The Sopranos, mit. Vor allem aber war Weiner Schöpfer und Showrunner von Mad Men, einer sieben Staffeln langen und mit Preisen überhäuften Serie über eine Werbeagentur in den Sechzigern, die tatsächlich zum Besten zählt, was das Fernsehen in den letzten zwanzig Jahren hervorgebracht hat. Nach dem Ende von Mad Men hat sich Weiner jedoch keine neue Serie ausgedacht. Sondern einen Roman geschrieben. Seinen ersten.

Alle lieben Heather

Die Geschichte von Alles über Heather ist schnell erzählt. Mark und Karen Breakstone führen eigentlich ein gutes Leben, glücklich sind sie aber deshalb noch lange nicht – ein klassischer Tolstoi-Topos also. Mark Breakstone ist kein Don Draper, noch nicht einmal ein Pete Campbell. Zwar hat er es zu einigem Wohlstand gebracht, dennoch ist er so unscheinbar, dass er bei Beförderungen stets übergangen wird. Immer sind andere charismatischer, besser vernetzt, erfolgreicher als er. Seine Frau Karen hat ihre ohnehin kaum aussichtsreiche Karriere dagegen der Familienplanung geopfert – und damit dem einzig Guten, das ihrer Ehe entsprungen ist: ihrer in allen Belangen perfekten Tochter Heather. Fortan ist Heather der Mittelpunkt in Karens Leben. Sie pflegt weder Freundschaften noch ihre Ehe mit Mark, kümmert sich einzig und allein um das Wohlergehen ihrer Tochter. Umso schlimmer ist es deshalb für sie, als Heather zum Teenager heranreift und beginnt, sich von ihrer überfürsorglichen Mutter abzunabeln und stattdessen ihrem Vater zuzuwenden.

Heather ist Fixpunkt und Projektionsfläche für alle Figuren des Romans. Jeder sieht in ihr dasjenige, was seinem Leben fehlt. Heather ist es, die die Leere in Karens Leben füllen soll. Mark empfindet Heather nach Jahren in einer lieblosen Ehe dagegen als einzigen emotionalen Anker in der Familie. Und für den Bauarbeiter Bobby, der die Fassade ihres Hauses renoviert und der vierzehnjährigen Bewohnerin immer wieder verstohlene Blicke zuwirft, ist Heather vor allem eines: das perfekte, erhabene Opfer.

Bobby Klasky ist die dritte Hauptfigur des Romans, ein ewiger Verlierer, der nie, noch nicht einmal von seiner heroinabhängigen Mutter geliebt wurde. Sein Leben war stets von Rückschlägen, Sucht und Gewalt bestimmt – und doch sehnt er sich nach etwas Größerem, etwas, das ihn endlich ganz macht. Genau das glaubt er in Heather gefunden zu haben, genauer gesagt: in ihrem Tod. Mark registriert jedoch die Blicke, mit denen Bobby seine Tochter fixiert. Er wird nicht nur misstrauisch, sondern geradezu krank vor Sorge um das einzig Wertvolle, das er noch in seinem Leben hat. Für ihn besteht kein Zweifel: Er muss handeln, ehe es zu spät ist. Und so ist es die Liebe zu Heather, die beide Männer bis zum Äußersten treibt…

In den Fußstapfen von Cheever und Yates

Mad Men: Zumindest zum Titel von Matthew Weiners größtem Erfolg schließt sich hier der Kreis. Aber auch sonst gibt es durchaus Parallelen. Schon die Serie erinnerte oft an die Romane von Richard Yates oder John Cheever. Die Zeit der Handlung und das allgemeine Setting, die genau beobachteten, erbarmungslos sezierten Figuren und ihr Scheitern an sich selbst, auch die Gesellschaftskritik im Kleinen – all das weckte beim Schauen oft Erinnerungen an die literarischen Vorbilder. Alles über Heather ist zwar in der Gegenwart verankert, ansonsten aber ein im guten Sinne altmodischer Roman, der keinen Hehl aus seinen Inspirationsquellen macht. Die Beziehung zwischen Mark und Karen hätte trotz dezenter Verweise auf moderne Technik genauso von Yates beschrieben worden sein können, die Grundspannung erinnert nicht selten an Cheevers Die Lichter von Bullet Park (das erst kürzlich sehr schön bei Novellieren besprochen wurde).

Natürlich ist es wahr, was sie sagen: Die herausragenden Serien der letzten Jahre haben mehr mit Literatur zu tun als mit Kino, speisen sich aus denselben Vorbildern, Erzähltraditionen und Zitaten. Und genau deshalb sprechen sie auch dieselben Menschen an. Aber letzten Endes sollte es nicht um das Für und Wider von Serien oder Romanen gehen. Sondern darum, ob jemand eine gute Geschichte erzählen kann. Matthew Weiner jedenfalls kann es, egal in welchem Medium.


Matthew Weiner: Alles über Heather. Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben. Erschienen bei Rowohlt, 144 Seiten.

Störfall Mensch. Über „Die Terranauten“ von T.C. Boyle

TC Bolye - Die TerranautenEine Forschergruppe lässt sich für zwei Jahre in ein riesiges Terrarium einschließen, um zukünftige Raummissionen zu simulieren – und die ganze Welt schaut zu. In seinem Roman Die Terranauten seziert T.C. Boyle genüsslich menschliche Schwächen und eine Gesellschaft, in der ein Leben außerhalb des Rampenlichts zwar möglich, aber sinnlos ist.

Nichts rein, nichts raus: Im zweiten Versuch soll es endlich klappen. Schon einmal ließen sich acht Terranauten in die Ecosphäre 2 einschließen, um unter den Augen der Weltöffentlichkeit autark zu überleben. Unter der gigantischen Glaskuppel sollten sie zwei Jahre lang ihr eigenes Essen anbauen, Nutztiere umsorgen und die Ökosysteme gleich mehrerer Klimazonen aufrechterhalten. Eine Verletzung, die sie zwang, die Schleusen zu öffnen, war nur der erste von vielen Zwischenfällen, die dem Projekt die Glaubwürdigkeit raubten. Dabei hat der Visionär Jeremiah Reed, den alle nur GV („Gottvater“) nennen, noch Großes mit E2 vor: Gleich hundert Jahre sollen die wechselnden Teams die zweite Erde behausen und damit den Weg für die Besiedelung des Weltraums ebnen. Entsprechend groß ist der Ehrgeiz der neuen Anwärter, ihre Konkurrenten um den Einzug auszustechen – schließlich würden sie dadurch nicht nur zu Pionieren, sondern auch zu Stars. Im Kampf um die begehrten Plätze versucht jeder, auf seinem Feld unersetzlich zu werden. Am Ende machen nur Nuancen den Unterschied: gutes Aussehen zum Beispiel. Denn damit der Geldstrom für das Projekt nicht abreißt, braucht es Öffentlichkeit. Der wissenschaftliche Gewinn von Ecosphäre 2 mag fraglich sein, in Sachen PR leistet das Team von Mission Control jedoch Jahre vor der ersten Big Brother-Staffel wahre Pionierarbeit.

Einen kleinen Schritt für die Menschheit, aber einen großen für ihr Ego machen unter anderem der Frauenheld Ramsay und die hübsche Dawn. Deren unattraktivere Freundin Linda hat dagegen das Nachsehen und betrachtet das Geschehen mit zunehmender Verbitterung von außen. Aus diesen drei Perspektiven erzählt T.C. Boyle vom Einschluss der Terranauten und spinnt die Geschichte des realen Biosphäre-2-Experiments, das Anfang der Neunziger in den USA durchgeführt wurde, satirisch überspitzt weiter. Boyle nimmt sich viel Zeit für seine Versuchsanordnung, bringt seine Figuren in Stellung wie Schachfiguren. Schon früh stellt die Aufrechterhaltung der empfindsamen Ökosysteme die acht Terranauten vor Probleme. Noch schwieriger ist es allerdings, den Zusammenhalt der Gruppe zu wahren. Wie unter einer Lupe seziert Boyle die menschlichen Schwächen seiner Figuren und die Gruppendynamiken, die aus Hunger und Lust, Langeweile und Einsamkeit, Eitelkeiten und Neid entstehen. Trotz unzähliger Parameter, die für Ecosphäre 2 bedacht wurden, bleibt der Faktor Mensch eine unberechenbare Größe. Nichts rein, nichts raus: Das gilt zwar für den Sauerstoff unter der Kuppel, nicht aber für den Informationsfluss zwischen beiden Welten. Interventionen von „Gottvater“ Jeremiah und Intrigen seitens der neidischen Linda vergiften zusätzlich die Atmosphäre. Spätestens als sich Dawn und Ramsay ineinander verlieben und noch in E2 ein Kind erwarten, steht nicht nur das fragile Gleichgewicht in der Gruppe, sondern auch gleich das ganze Projekt auf der Kippe.

Boyle entlarvt das Projekt als wissenschaftlichen Größenwahn mit Zügen einer New-Age-Sekte und seine Figuren als Egozentriker, für die ein Leben außerhalb des Rampenlichts zwar möglich, aber sinnlos ist. Die Terranauten ist ein echter Pageturner – und beweist einmal mehr, dass T.C. Boyle einer der begnadetsten Gesellschaftssatiriker und gnadenlosesten Menschenkenner unserer Zeit ist.


T. C. Boyle: Die Terranauten. 608 Seiten. Erschienen beim Hanser Verlag und als Lizenzausgabe bei der Büchergilde. Dieser Text wurde bereits im aktuellen Magazin der Büchergilde veröffentlicht, das hier kostenlos zum Download bereitsteht.

Autopsiebericht. Über „Walter Nowak bleibt liegen“ von Julia Wolf

walter nowakEigentlich ist Walter Nowak ja fit für sein Alter, nicht nur wegen des täglichen Schwimmens. Für den Rentner ist es deshalb auch gar kein Problem, dass seine jüngere Frau für ein paar Tage zu einer Konferenz verreist ist. Und ohne den Unfall wäre er vielleicht ja auch ganz gut alleine zurechtgekommen. Vielleicht hätte er nicht das Wildschwein in der Küche zerlegt und es dann auf dem blutigen Boden vergammeln lassen. Vielleicht hätte er weniger getrunken und keine halben Tage verschlafen, wäre er nicht ohne Schuhe und mit Badekappe zum geschlossenen Freibad und dann zu seiner ehemaligen Firma gefahren. Walter Nowak macht sich wegen all dieser Dinge keine großen Gedanken. Das tun bloß die anderen: etwa seine Ex-Sekretärin, die ihn besorgt auf einen Kaffee hineinbittet und dann zusehen muss, wie er vor ihr flieht. Oder sein entfremdeter Sohn, der ihn erstmals nach Jahren besucht und ihm anfangs nicht einmal die Sache mit der Fledermaus glaubt.

Ein Roman wie ein Scherbengericht

Am Ende des Romans liegt Walter Nowak nackt auf dem Boden seines Badezimmers, beschämt und mit einer womöglich ernsten Verletzung am Kopf. Ein Spoiler ist das nicht: Ganz genauso fängt Julia Wolfs zweiter Roman auch an. Von der ersten bis zur letzten Seite bleibt Walter Nowak einfach liegen. Nur seine Gedanken stehen nicht still, ganz im Gegenteil. Da sind die verworrenen Erinnerungen an den Unfall im Schwimmbad und die merkwürdigen Tage danach. Und da ist ein ganzes Leben, das an Walter Nowak vorbeizieht, fragmentarisch wie ein Scherbengericht. Immer wieder blitzen sie auf, die Fehler seines Lebens: Momente des Scheiterns und der Scham, die sich in sein Bewusstsein schneiden und nun alles in Frage stellen. Etwas ist in Walter Nowak kaputtgegangen, seit er mit dem Kopf gegen den Beckenrand knallte. Als hätte er dabei eine Sollbruchstelle erwischt, kann er sein Selbstbild und die Illusion eines guten und erfolgreichen Lebens auf einmal nicht mehr aufrechterhalten. Überall sieht er sich plötzlich auf dem Abstellgleis: Seit er seine Firma und damit sein Lebenswerk verkauft hat, wird er dort nicht mehr gerne gesehen. Walters erste Ehe scheiterte an seinen Affären, seine zweite sieht er durch einen anderen Mann bedroht. Sein Sohn will schon lange nichts mehr von ihm wissen, und seine Mutter – der einzige Mensch, der immer für ihn da war – ist schon seit Jahren tot. Nichts, an das Walter sein Leben lang geglaubt hat, scheint noch gut genug zu sein – nicht einmal das Andenken an Elvis Presley, Walter Nowaks Ideal eines Vaters, den er nie hatte.

Operation am offenen Kopf

Durch abgehackte Sätze und jähe Gedankensprünge bleibt Julia Wolf ganz nah dran an ihrer Figur; wie in einer Operation am offenen Kopf spiegelt die Sprache Walter Nowaks Geisteszustand und sein zerbrochenes Selbstbild wider, das er mit aller Kraft zusammenzuhalten versucht. Trotz aller Tragik eines gescheiterten Lebens ist Walter Nowak eine komische, gar lächerliche Figur, der man mit Interesse, allerdings nur wenig Empathie folgt. Mit wenigen, aber präzisen Schnitten dringt Julia Wolf in Walter Nowaks Gehirn zu den entscheidenen Momenten seines Lebens vor. Als Autopsie eines gescheiterten Lebens ist Walter Nowak bleibt liegen kein einfaches Buch. Aber ein gelungenes – schade, dass es nicht für die Shortlist gereicht hat!

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Julia Wolf: Walter Nowak bleibt liegen. 200 Seiten, erschienen bei der Frankfurter Verlagsanstalt. Hier entlang zum Interview mit Julia Wolf auf novellieren.